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1. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 234

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
234 Duelle ausfocht. Die frischen volkstümlichen Trink- und Wanderlieder der fangeslustigen alten Zeiten waren fast verschollen; sang sang zumeist schmutzige Zoten oder die weinerlichen Ergüsse einer platten Sentimentalität, die einer längst überwundenen litterarischen Epoche angehörte. Mit den Rosenkreutzern und den anderen Geheimbünden des alten Jahrhunderts verschwanden auch ihre Geistesverwandten, die Orden der Studenten. Die Landsmannschaften, die seitdem wieder auflebten, bewachten eifersüchtig ihre geschlossenen Werbebezirke, pflegten einen kleinlichen partikularistifcheu Sinn, der alles Ausheimische dünkelhaft abwies, und ertöteten jedes kräftige Selbstgefühl durch einen brutalen Peuualismns. Der Fuchs durfte nicht klagen, wenn ein heruntergekommenes altes Hans ihm ein Smollis anbot und darauf mit ihn: hutschte; dann mußte er alles, was er aus dem Leibe trug, Kleider, Uhr und Geld gegen die dürftigen Lumpen seines Gönners vertauschen. Wer in dieser Schule aufwuchs, lernte die Kunst nach oben zu ducken, nach unten zu drucken. Wie oft hatte Fichte einst in Jena und in Berlin gegen dies Unwesen geeifert. Unter feinen Getreuen entstand bereits im Jahre 1811 der Plan einer Burschenschaft oder Dentsch-Jünger-schaft; der Philosoph billigte das Unternehmen und fügte nur, da er feine Leute kannte, die besonnene Mahnung hinzu: die Burschen sollten sich hüten, mittelalterlich und deutsch zu verwechseln, und das Mittel, die Verbindung, nicht höher stellen als den Zweck, die Belebung deutscheu Sinnes. An diese Berliner Entwürfe knüpften jetzt die Jenenser wieder an. Sie kannten den Ernst des Waffenhandwerks und wollten durch Ehrengerichte die rohe Rauflust bändigen; sie hatten im Kriege als eines Volkes Söhne Schulter an Schulter gekämpft und forderten völlige Gleichheit aller Studenten, Abschaffung des Pennalismus und aller der Vorrechte, welcher der Grafenbank noch auf manchen Universitäten zustanden. Ihr letzter und höchster Gedanke aber blieb die Einheit Deutschlands: in einem einzigen großen Jugendbunde, der alle landsmannschaftliche Sonderbünde vernichtete, sollte sich die Macht und Herrlichkeit des Vaterlandes verkörpern. Ursprünglich war eine unbestimmte patriotische Sehnsucht der einzige politische Gedanke der Jenenser Burschen. Sie schwärmten für ein abstraktes Deutschtum, so wie es einst in den Reden an die deutsche Nation verherrlicht worden; von der lebendigen
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