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1. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 245

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
245 meinten die Einheit des zerrissenen Vaterlandes schon mit Händen zu greifen, und wenn die öffentliche Meinung verständig genug war, die jungen Feuerköpfe sich selber und ihren Träumen zu überlassen, so konnten die guten Vorsätze, welche mancher wackere Jüngling in jenen erregten Stunden gefaßt hatte, noch heilsame Früchte bringen. Zugleich vereinigten sich sehr viele Studenten zu einer großen deutschen „Burschenschaft", wodurch die früheren Studentenverbindungen, die sogenannten „Landsmannschaften", aufgehoben werden sollten; Vaterlandsliebe, Freisinn und Sittlichkeit wurden als Zweck der Burschenschaft festgefetzt. Da nahmen die Besorgnisse der Regierungen zu und wurden noch durch fälschliche Anklagen gesteigert. Tie Polizei mußte nun mit größter Wachsamkeit überall forschen und eingreifen; aber gerade dadurch wurde die Mißstimmung vermehrt. Noch heftiger jedoch wurde die Kühnheit, mit welcher einzelne knechtfchaffene Schriftsteller die Grundsätze des Rückschrittes öffentlich zu verteidigen, Freiheits- und Vaterlandsliebe aber zu verhöhnen wagten, —-angesichts der ganzen Nation, so kurz nach dem Befreiungskriege! Dieses Treiben entflammte den Haß der Jugend vollends auss äußerste. Man erfuhr außerdem, daß Rußland sich der Verbreitung der liberalen Jdeeen in Deutschland mit seinem ganzen mächtigen Einfluß widersetzte, und daß der leichtfertige Theaterdichter v. Kotzebue heimliche Schmähberichte über die deutschen Vaterlandsfreunde nach Rußland schickte. Da eilte ein schwärmerischer Jüngling, ein Student Namens Karl Sand, verblendet von dem Wahn, „Deutschland au einem — Kotzebue zu rächen", nach Mannheim, wo dieser lebte, und stieß ihm (1819) einen Dolch ins Herz. Sand wurde hingerichtet, und die Folgen seiner blutigen That waren für Deutschland sehr traurig. Denn nun schienen die Beschuldigungen der aristokratischen Partei gegen den Geist des Volkes gerechtfertigt zu fein, und das Mißtrauen der Regierungen gegen das Volk und die Jugend erreichte den höchsten Grad. Es trat (1819) auf des Kaisers Franz Betrieb zu Karlsbad ein Kongreß zusammen, bestehend aus den Ministern Österreichs und Preußens und einiger mitteldeutscher Staaten; Metternich leitete das Ganze, König Friedrich Wilhelm gab persönlich seine Zustimmung. Man traf hier durchgreifende Maßregeln, um das Gespenst einer im Dunkeln schleichenden „Verschwörung zum Umsturz der bestehenden
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