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1. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 313

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
313 Wer hätte es nicht für tollkühn halten sollen, in einer solchen Zeit der wirtschaftlichen Umwälzung auch noch eine Erfindung einzuführen, welche den Poftbetrieb völlig umzugestalten, die Chausseen zum alten Eisen zu werfen drohte? Nach der Eröffnung der Bahn von Liverpool nach Manchester (1826) begannen in England wie in Nordamerika große Eifenbahnbauteu. Das britische Parlament hielt sich aber noch lange mißtrauisch zurück: fein Komitee erklärte es für „unzulässig, der Eisenbahnen wegen Opfer zu bringen oder das Notio-nalvermögen zu verschleudern". Aus dem Kontinente ging Belgien voran. Hier lagen die Verhältnisse sehr einfach. Der junge Staat bedurfte durchaus einer Bahn von Antwerpen nach dem Rhein, um feinen Scheldehafen gegen den Wettbewerb der feindseligen Holländer zu decken; da die reiche Bourgeoisie die Kammern vollständig beherrschte, die großen Städte allesamt nahe bei einander lagen, auch der Bau in der Ebene geringe Schwierigkeiten bot, so wnrde schon 1834 ein Staatsbahnfystem für das ganze Land, nach Stephenfons Plänen, beschlossen. Die Franzosen zauderten lauge; selbst der sanguinische Thiers meinte noch im Jahre 1830, eine Eisenbahn könne höchstens zum Spielzeug für Großstädter dienen. Nachher übernahmen sie sich in kühnen Entwürfen, jedoch die Korruption ihres Parlamentarismus verhinderte rasches Gelingen. Die großen Gesellschaften, die allesamt von Paris aus nach den Grenzen zu ihre Bahnen bauen wollten, durften während langer Jahre keine Teilstrecken eröffnen, weil die Regierung aus Furcht vor deu Wählern keinen Landesteil bevorzugen wollte. So geschah es, daß Frankreich noch in den vierziger Jahren nur eine Eisenbahn befaß, die kleine Lustbahn, welche die Pariser in die Versailler Gärten führte, und erst unter der Herrschaft des dritten Napoleon feine großen Bahnlinien eröffnen konnte, zu einer Zeit, da die deutschen Hauptbahnen schon feit einem Jahrzehnt im Betriebe waren. Deutschland schritt in diesem friedlichen Wettkampfe allen Völkern des Festlandes, mit der einzigen Ausnahme Belgiens, weit voran, dem centralifierten Frankreich so gut wie dem reichen Holland. Schon im Jahre 1828 hatte der preußische Finanzminister Motz an eine Eisenbahn zwischen den Stromgebieten des Rheins und der Weser gedacht, um also die holländischen Rheinzölle zu umgehen; der noch gänzlich unreife Plan ward aber auf-
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