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1. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 375

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
375 Bayern sich bald isoliert. Da gewann Bayern direkten Einfluß auf Württemberg; es lief in Versailles der Befehl aus Stuttgart ein, daß die Württembergischen Vertreter mit den Bayern zusammenzugehen hätten. Nun eilte Mittnacht sofort nach Stuttgart und brachte einen Umschwung der Dinge zustande; zurücf-gekehrt nach Versailles durste er sich den Ministern von Baden und Hessen anschließen: das bewog auch Bayern zum Nachgeben. Zuerst wurden die Verträge mit Baden und Hessen am 15. November, dann mit Bayern am 23. November und mit Württemberg am 25. November geschlossen; endlich wurden die einzelnen Verträge am 8. Dezember auch gegenseitig anerkannt, unter dem Vorbehalt natülich der Zustimmung der Volksver-tretungeu. Der Bundesrat wurde auf achtundfünfzig Stimmen erweitert; fünfundachtzig süddeutsche Volksvertreter sollten in deu Reichstag eintreten. Einige Reservatrechte wurden geschaffen für Bayern und Württemberg, fo die eigene Besteuerung von Bier und Branntwein, die Errichtung der gesonderten Post und Telegraphie; die Eisenbahnen sollten von Bundeswegen nur beaufsichtigt werden. Bayern behielt für die Friedenszeit seine volle Kriegsherrlichkeit. Wie im norddeutschen Bunde schon an Sachsen und Braunschweig bewilligt war, so wurde jetzt auch Württemberg ein besonderes Bundesarmeecorps zugestanden; Badeu und Hessen hingegen schlossen sich einfach den Ordnungen des preußischen Heerwesens an. Nicht ausschließlich der König von Bayern empfing für Verfassungsänderungen ein Veto, sondern es wurde das Recht der Einsprache überhaupt an vierzehn Stimmen des Bundesrates geknüpft: Bayern, Württemberg und Sachsen aber verfügten zusammen über vierzehn Stimmen. Es wurde beschlossen, die Aufhebung eines Sonderrechts an die Zustimmung des betreffenden Staates selbst zu binden. Bismarck hatte am 26. November den Grafen Holnstein zu König Ludwig geschickt, ihn aufzufordern, er möge bei den deutschen Fürsten die Erneuerung des deutschen Kaisertitels beantragen; er hatte das Concept des Briefes, den der König von Bayern schreiben sollte, vorsorglicherweise dem Gesandten gleich mitgegeben. Scheinbar war die Erneuerung des Kaisertitels nur etwas Aeußerliches, nur eine Zierde; aber für die Empfindung der
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