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1. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 378

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
378 gutgeheißen; so knapp entrann man dem Scheitern. Jetzt konnten die Ratifikationen ausgewechselt werden. Der Zusammenschluß des deutschen Reiches hätte sich allerdings ohne Zustimmung und Zutritt Bayerns nicht vollziehen können; aber man hatte in Versailles doch nicht geglaubt, aus Bayern warten zu sollen. Die Kaiser-Proklamation war zuerst sür den Neujahrstag beabsichtigt; dann war sie vertagt worden; endlich aber wurde es doch zu lang. Sie wurde auf den 18. Januar, den Gedenktag der Gründung des preußischen Königtums festgesetzt. Aber nicht in der deutschen Heimat sollte sie vor sich gehen, sondern inmitten des feindlichen Landes, in dem hohen Versailler Königspalast. Der Morgen des 18. Januar war angebrochen; das Leben und Treiben nahm ständig zu. Die bunten Uniformen der verschiedensten Waffengattungen, welche an diefem festlichen Tage in Versailles vertreten waren, gewährten einen malerischen Anblick, und ihre Zahl nahm einen kleinen Raum in Anspruch, trotzdem sich nur einzelne Deputationen der um Paris liegenden deutschen Armeecorps an der Kaiserseier beteiligen konnten. In der zehnten Morgenstunde begaben sich sämtliche anwesende Offiziere nach dem Schloßhofe des königlichen Palastes, um sich in der Nähe des Reiterstandbildes von Ludwig Xiv. zu sammeln. Noch waren sie nicht vollzählig erschienen, als aus der Ferne ein kriegerischer Marsch erklang, welcher allmählich näher kam; bald wurden im Wind wehende Fahnen sichtbar, bis schließlich ein kleiner, aber wahrhaft majestätischer Zug in den Schloßhof einbog: es waren sechsundfünfzig Standartenträger, begleitet von einem doppelt besetzten Regiments-Musik-corps. Die Mehrzahl der die Seinestadt belagernden Armeecorps hatten Fahnen gesandt. Es war ein interessanter Anblick, diese vielfarbigen, vom Windhauch geschwellten Fahnen auf ihrer Siegeswallfahrt nach dem Königspalast zu sehen, in dessen Räumen sie nach und nach verschwanden. Eine Stunde später erschien in Begleitung seines Generalstabes Kronprinz Friedrich und begab sich nach der östlichen Säulenhalle des östlichen Schloßeinganges, um seinen königlichen Vater zu empfangen. Eine der Bedeutung des hochwichtigen Tages angemessene Stimmung hatte sich der harrenden Versammlung mitgeteilt, welche im Laufe des Vormittags immer zahlreicher geworden war. Den Glanzpunkt bildete selbstverständlich die Galerie des glaces,
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