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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 36

1899 - Wiesbaden : Behrend
- 36 — Anbau ist eine drückende Hungersnot, wie sie in früherer Zeit bei Mißernten ausbrach, ganz unmöglich gemacht. Darum drohten die einen mit Strafen, die anderen fetzten Belohnungen auf den Anbau derselben. Sorge für Gewerbe. Der Niedergang der Landwirtschaft hatte hemmend auf die Gewerbthütigkeit eingewirkt. Das Handwerk war so vernachlässigt, daß die meisten Waren aus dem Auslande bezogen werden mußten. Die eingewanderten Fremden brachten nun manche neue Erwerb szweige ein. Ihre rege Betriebsamkeit war von wesentlichen! Einfluß auf die Gewerbthütigkeit der neuen Heimat. Die Franzosen, von denen der Kurfürst mehr als 15 000 in sein Land aufnahm/) trieben Seidenbau und Seidenmanufaktur, Hut- und Handschuhmachergewerbe; die Holländer brachten die Papierfabrikation, die Schweizer verbesserten die Uhrenfabrikation, die Pfälzer führten Tabakbau und Tabakfabrikation ein. Bald entwickelten sich diese Gewerbe und hoben den Wohlstand des Landes in ungeahnter Weise.2) Der Tabak stand aber damals noch so hoch im Preise, daß das Rauchen dem gewöhnlichen Manne ein unbekannter Genuß war. Nuu ritt einst der Kurfürst zur Jagd. In seinem Gefolge befand sich ein Mohr, der aus feiner kurzen Pfeife mächtige Rauchwolken in die Lust blies. Dieser traf im Walde auf ein altes Bäuerlein, das fleißig Holz hackte und dem Mohren auf feine Fragen recht kluge Antworten zu geben wußte. Beim Abschiede bot ihm der Mohr eine Pfeife Tabak an. Aber erschrocken sprang der Alte zurück mit den Worten: „Nee, gnädige Herr Düwcl, ick freete feen Füer!" Aber auch die einheimischen Gewerbe nahmen guten Auf-schwuug. Namentlich die Tuchmacherei in der Mark gelangte zur Blüte. Wolle durfte nicht mehr ausgeführt, fremde Tücher durften nicht mehr eingeführt werden. Zur Erweiterung der bestehenden Metallindustrie erhob sich eiue Reihe von Fabriken, it. a. ein Stahlwerk, eine Gewehrfabrik, ein Blech- und Zinnhaus, Fabriken für Draht, Senfen mtd Futterklingen. Hebung des Handels und Verkehrs. Nicht minder thätig war der große Kurfürst zur Hebnug des Handels und Verkehrs. Um den vielseitigen Erzeugnissen der Gewerbe im In- und Auslande flotten Absatz zu verschaffe», mußte für bequeme Verkehrswege gesorgt werden. Die meisten Landstraßen befanden sich aber in erbärmlichem Zustande; hatte anhaltender Regen die Wege aufgeweicht, so versanken die Räder im Schlamm. Darum ließ er Straßen und Brücken verbessern und neu aulegen. Höchst wichtig zur Förderung des Handels war die Einführung der brau den burgischen Staatspost, wodurch die weit getrennten Teile seines Reiches verbunden wurden. Die Hauptlinie der Post führte von Königsberg über Berlin nach Kleve; in diese 3) Durch das Potsdamer Edikt vom 29. Oktober 1685 forderte der gr. K. alle aus Frankreich flüchtenden Reformierten, die Hugenotten, aus, in seinem Lande Zuflucht zu suchen. 2) Als die Zünfte den neuen „Handwerkern Hindernisse in den Weg legten, suchte der gr. K. eine entsprechende Änderung des „Zunftwesens" herbeizuführen durch eine „allgemeine Handwerksordnung", welche über Lehrzeit, Wanderzeit und Meisterstück Satzungen enthielt. Weil der Gewerbebetrieb Vorrecht der Städte bleiben sollte, durften auf dem Lande nur die unumgänglich notwendigen Handwerker, wie Schneider, Schmiede, Böttcher 2c., wohnen.
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