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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 39

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 39 - eine andere besser sei. Mcm verglich sein Urteil mit „dem Neigen der ^uuge in der Wage nach der Seite hin, wohin das Übergewicht fällt. Und was ich dann," sagte er, „im geheimen Rat einmal beschlossen, das will ich auch vollzogen haben." Besonders zeichnete er sich aus durch wahre Frömmigkeit und Gottvertrauen. Alle wichtigen Handlungen begann er mit Gebet zu Gott; ihm schrieb er auch alle Erfolge und Siege zu. Wie er selbst fleißig _ betete, verlangte er auch von seinen Truppen, daß sie sogar im Felde ihr Morgen- und_ Abendgebet verrichteten. Als man ihm nach dem Tode des Königs von Polen die polnische Königskrone antrug, wenn er seinen Glauben wechseln wolle, sprach er: „Meine Religion, darin ich meiner Seligkeit versichert bin, um eiuer Krone willen zu verlassen, werde ich in Ewigkeit nicht thun." Sein Ende. Diese unermüdliche Thätigkeit im Frieden und besonders die vielen Beschwerden, denen er sich im Felde aussetzte, hatten seine Gesundheit stark erschüttert. Die gichtischen Leiden bildeten sich im Frühjahr 1688 zur Wassersucht aus. Als er seiu Ende herannahen fühlte, versammelte er seine Räte und den Kurprinzen um sich, um vou ihnen Abschied zu nehmen. Seinen Sohn redete er mit matter, aber deutlicher Stimme an: „Ich suhle, daß ich zum letztenmal dem Rate beiwohne; denn die Sanduhr meines Lebens wird bald abgelaufen sein. Durch Gottes Gnade habe ich eine lange und glückliche, aber eine sehr mühevolle, vou Unruhe und Kriegen erfüllte Regierung gehabt. Trotzdem überlasse ich Euch durch Gottes Gnade Euren Staat in Frieden und Wohlstand, wenigstens weit blühender, als mir derselbe hinterlassen worden. Mein Ziel war daraus gerichtet, mein kurfürstliches Haus in Ruf und Ansehen zu bringen. Ich zweifle nicht, mein Sohn, Ihr werdet wie in der Regierung so in den Staatsgrundsätzen mein Nachfolger sein und darauf bedacht, den Ruhm, welchen ich Euch als Erbteil hinterlasse, zu bewahren und zu vermehren. Möget Ihr vor allen Dingen Gott vor Augen haben, Eure Unterthanen herzlich lieben, treue Räte hören und das Heft der Waffen nicht aus den Händen lassen." Daraus banste er seinen Räten für ihre treuen Dienste und sprach die Zuversicht aus, daß sie auch seinem Sohne mit derselben Hingebung dienen würden. Alle Anwesenden waren tief gerührt und nahmen tief ergriffen Abschied von ihrem guten Herrn. Ins Schlafzimmer zurückgetragen, beschick er den Kurprinzen noch einmal allein zu sich. Unter heißen Thränen gelobte dieser, des Hauses Ruhm zu mehren und in allem nach den väterlichen Ratschlägen zu handeln. Am 28. April verlangte der Kursürst, seine Kinder noch einmal zu sehen, küßte sie und gab ihnen seinen letzten Segen. Am folgenden Tage starb er gegen 9 Uhr morgens mit den Worten: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt!" Seine unbeschreiblichen Verdienste um Land und Volk in Verbindung mit unsterblichem Kriegsruhm hatten ihm schon bei Lebzeiten den Namen „der'große" gegeben. Die Negierungszeit des großen Kurfürsten ist ein Glanzpunkt unserer ruhmreichen vaterländischen Geschichte; jeder Prenße muß sein Andenken in höchsten Ehren halten. Der nachmalige König Friedrich I. ließ seinem Later auf der Langen Brücke zwischen den alten Städten Berlin und Köln an der Spree ein Standbild ans Erz errichten. — Als Friedrich der Große einst im Dome zu Berlin am Sarge seiner Ahnen stand, sagte er: „Der hat viel gethan 1"
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