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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 48

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 48 — Haus in Berlin. Der König ließ auch schon nachfragen, ob ans den Dörfern Lehrer feien, welche die Jugend im Lesen, Schreiben und Katechismus unterrichteten. Er wünschte also schon Schulen für das Volk — Volksschulen. Der Schulbesuch war zu dieser Zeit ein freiwilliger, niemand konnte dazu gezwungen werden. Viele Eltern wünschten, daß ihre Kinder sich die für das Leben wichtigen Kenntnisse aneigneten und suchten deshalb Leute zu gewinnen, welche diese Kunst verstanden und sie in einer Schule lehrten. Mau bezahlte diese ersten Volksschullehrer aber so schlecht, daß befähigte Menschen sich selten dazu hergaben. Die meisten waren heruntergekommene Studenten und für ihr Fach unbrauchbare Handwerker. Auf den Dörfern wurde nur im Winter Schule gehalten. War fein Schulhaus da, so erteilte man den Unterricht abwechselnd auf den Tennen der Bauernhöfe. Der Unterricht beschränkte sich auf Auswendiglernen und Nachschreiben. Die Hauptstadt Berlin verschönerte er, um sie eines Königs würdig zu machen. Viele prachtvolle Bauten entstanden. Das königliche Schloß wurde so umgebaut, daß die einzelnen Gebäude des alten Schlosses zu einem einheitlichen Ganzen zusammenschmolzen. Auch das herrliche Zeughaus in der Straße „Unter den Linden" rührt aus seiner Regierungszeit her. Es ist neuerdings in eine preußische „Ruhmeshalle" umgewandelt und enthält eine reichhaltige Sammlung von Fahnen, Waffen und anderem Kriegsgerät ans allen Zeiten des brandenbnrgisch - preußischen Heeres. Ein ganz neuer Stadtteil, die Friedrichsstadt, entstand. In der Nähe von Berlin, im Dorfe Liehen, baute er für feine Gemahlin das von einem herrlichen Lustgarten umgebene Schloß Charlotten bürg. Das Dorf Lietzen entwickelte sich spater zur Stadt und nahm auch den Namen Charlottenburg an. Sophie Charlotte. Charlottenburg war der Lieblingsaufenthalt der geistreichen Königin Sophie Charlotte. An Kunst und Wissenschaft zeigte sie die größte Freude. Sie liebte und pflegte den Umgang mit gelehrten Männern, um sich mit ihnen über alles Wissenswerte zu unterhalten. „Sie will das Warum vom Warum wissen," sagte einst Leibnitz, der Philosoph. An allen Einrichtungen Friedrichs zur Pflege von Kunst und Wissenschaft hat sie das größte Verdienst. Ihre Leutseligkeit und Wohlthätigkeit erwarben ihr die besondere Zuneigung des Volkes. Auf einer Reise in ihre Heimat Hannover erkrankte sie an einem Halsübel und starb bald darauf im Alter von 36 Jahren (1705). Schattenseiten. Der Wohlstand des Landes hatte unter dem prachtliebenden Könige bedenklich abgenommen. Das große Heer, die kostspielige Hofhaltung und die glänzenden Feste erforderten gewaltige Summen. Bald mußten die alten Steuern erhöht werden, alle Prunk-gegenstände wurden mit einem Steuersätze belegt, wiederholt erhob matt eine allgemeine Kopfsteuer, die viele Unterthanen empfindlich traf. Obwohl das Land unter der Steuerlast seufzte, herrschte am königlichen Hose doch noch immer Geldnot. Dazu brach gegen Ende seines Lebens in Preußen eine furchtbare Krankheit aus, die Beulenpest, welche 236 000 Menschen — */8 der ganzen Bevölkerung — hinwegraffte.
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