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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 81

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 81 — Hans Joachim von Zielen war im Jahre 1699 geboren und trat mit dem 14. Lebensjahre ins Heer ein. Schon während der beiden ersten schlesischen Kriege vollbrachte er herrliche Thaten. Der König gab ihm oft die gefährlichsten Aufträge, weil er wußte, daß er sich ganz auf ihn verlassen konnte. Was anderen verwegen und waghalsig erschienen wäre, das deuchte dem braven, gottessürchttgen Zieten recht Wasser auf seine Mühle. Im 2. schlesischen Kriege war einst eine Heeresabteilung, ohne es zu wissen, vom Hauptheere getrennt worden; sie schwebte in großer Gefahr, vom Feinde umzingelt und überrumpelt zu werden. Zieten erhielt den Befehl, sie hiervon in Kenntnis zu setzen, mußte sich aber zu diesem Zwecke mitten durchs feindliche Lager wagen. Seinen Soldaten machte er den Auftrag bekannt, damit, wenn auch nur einer mit dem Leben durchkäme, des Königs Befehl richtig bestellt würde. Dann nahm er Zuflucht zu einer Kriegslist. Seine Husaren mußten die neuen, blauen Pelze anziehen, die sie soeben für den Winter bekommen hatten. Die alte, rote Uniform war den Feinden genau bekannt, hatten sie dieselbe ja oft genug zu ihrem Schade» aus der Nähe besehen; die neue kannten sie noch gar nicht. Weil ein österreichisches Reiterregiment eine ganz ähnliche Uniform trug, dachte Zieten, die Feinde zu täuschen. Richtig kam er auch unerkannt eine weite Strecke durch das feindliche Heer. Endlich aber werden sie erkannt. „Zieten, Preußen!" hallt es weithin durch das Lager. Da gaben die Zietenschen ihren Rossen die Sporen, mit verhängtem Zügel stürmten sie voran. Was sich ihnen in den Weg stellte, wurde niedergeritten, und glücklich gelangten sie an ihren Bestimmungsort. Bei Freuud und Feind hatte Zieten durch diese kühne That seinen Namen berühmt gemacht. Im siebenjährigen Kriege zog Zieten gewöhnlich vorauf, und Friedrich folgte mit dem Hauptheere. Mit seinen raschen Reitern behinderte der tapfere General überall die Feinde an der Ausführung ihrer Pläne. Bei Torgau sollte er die Feinde von der Seite angreifen. Weil er durch ein von den Feinden stark besetztes Gehölz mußte, konnte er nur langsam vorrücken. Friedrich gab die Schlacht schon verloren. Aber des Abends brach Zieten aus dem Busch, erstürmte mit fast übermenschlicher Anstrengung mehrere Höhen und gewann einen vollständigen Sieg. Seit dieser Zeit nannten ihn die Soldaten „Zieten aus dem Busch". — Nach dem siebenjährigen Kriege lud der König den alten Feldherrn oft zur Tafel. Einst schlief der Achtzigjährige während des Tischgespräches ein. Einige der anwesenden Herren lächelten und wollten sich über ihn lustig machen. Allein der König verbot es und sagte: „Lasset uns leise redeu, damit wir ihn nicht stören; er hat lange genug für uns gewacht." Als Greis von 86 Jahren machte Zieten seinen letzten Besuch im Schlosse des Königs. Als dieser ihn sah, nötigte er ihn zum Sitzeu und erkundigte sich, selbst stehend, eingehend nach seinem Befinden. Am 26. Januar 1786 starb der alte Zieten. Der König nahm die Nachricht gefaßt auf, war aber sehr ernst. „Zieten hat sich auch im Tode als General gezeigt", sagte er; „im Kriege war er stets der erste und ist mir nun auch im Tode vorangegangen. Ich werde ihm bald folgen". Zieten war klein von Gestalt, zart gebaut und hatte derbe Gesichtszüge. Sein An ge aber blitzte kühn und klug. Mit einer nner- 6
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