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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 88

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 88 — so bot er ihm gerne Geld an zur Anlage einer neuen Fabrik. Hohe Stenern legte er auf die ausländischen Erzeugnisse, damit die einheimischen Fabriken besser bestehen könnten. Der Leinwandhandel nahm besonders in Schlesien solchen Aufschwung, daß er sich bis nach Amerika erstreckte. In Berlin entstanden eine Kattundruckerei, eine Wollen-Spimierei und Weberei, eine Sammetfabrik, eine Zuckersiederei und eine große Porzellanfabrik. Die Erzeugnisse der Porzellanfabrik verdrängten allmählich die bisher im Lande gebrauchten, teuren Zinngeschirre. In Schlesien wurde der Bergban geregelt und bildete bald eine beträchtliche Einnahmequelle für den Staat. Handel. Die Gewerbthätigkeit erhält das rechte Leben erst durch den Handel. Zur Unterstützung des Handels trat in Berlin eine Bank ins Leben, die den Kaufleuten gegen mäßige Zinsen Geldvorschüsse gab. Bisher waren die Kaufleute, um sich aus einer augenblicklichen Geldverlegenheit zu retten, vielfach auf Wucherer angewiesen, die sehr hohe Zinsen forderten. Neue Kanäle erleichterten den Schiffsverkehr im Lande, so daß die Erzeugnisse des Ackerbaues und Gewerbes billiger, bequemer und schneller durch das Reich befördert werden konnten. Der P l a u e n s ch e Kanal zwischen Havel und Elbe verkürzte den Wasserweg von Brandenburg nach Magdeburg um 20 Meilen. Der Finow-Kanal verband Havel und Oder; dadurch gewann der Weg zwischen Berlin und Stettin um 48 Meilen. Der Bromberger Kanal zwischen Netze und Brahe stellte auch zwischen Oder und Weichsel die Verbindung her. Steuern. Um so große Summen für das Wohl des Landes ausgeben zu können, mußte auch viel eingenommen werden. Die strenge Sparsamkeit des Königs ließ ihn zwar Millionen gewinnen, aber das reichte nicht. Neue Steuern wollte er seinem Volke nicht aufbürden; deshalb belegte er in strengerer Weise als seine Vorsahren alle Ber-brauchsgegenstände mit Stenern. Dabei berücksichtigteer aber die armen Leute, indem Fleisch und andere Bedürfnisse des Volkes ganz gering besteuert wurden. Friedrich sagte von sich: „Ich bin der Sachwalter der Armen!" Die schwerste Steuer traf die Luxusgegeustäude (Wein und dergl.); „fo etwas," sagte der König, „kauft der Arme nicht." Auch auf Kaffee und Tabak kamen hohe Abgaben, weil er sie als Luxusgegenstände ansah. Der Staat hatte den Alleinhandel mit diesen Waren. (Tabaks- und Kaffee-Monopol.) Als Steuerbeamte berief er einige in der Steuerverwaltung geübte Franzosen; diese zogen nun eine ganze Menge Unterbeamte ans Frankreich heran und gaben der neuen Einrichtung den Namen „Regie". Zwar stiegen die Einnahmen des Staates jetzt bedeutend, aber das Volk empfand die Regie als eine Plage. Die fremden Beamten verfuhren nämlich mit der größten Strenge und belästigten das Publikum in vielfacher Weise. Die meiste Unzufriedenheit erregte das staatliche Vorrecht des Alleinhandels mit Tabak und Kaffee. Die Regiebeamten durften nach diesen Waren Haussuchungen halten und schnüffelten nun vielfach in den Häusern umher. Mau belegte sie deshalb mit dem Titel „Kaffeeriecher".
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