Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 92

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 92 - hat." Ein Berliner Weinhändler ersucht um Entschädigung für die Beraubung seines Weinkellers durch die Russeu. — „Warum nicht auch, was er bei der Sundflut gelitten, wo seine Keller auch unter Sßaffer gestanden!" Berliner Kaufleute bitten um Unterstützung zur Anlage einer Arrak- und Rumfabrik. — „Ich will's den Teufel thun! Ich wünsche, daß das giftige, garstige Zeug gar nicht dn Ware und getrunken würde." Die freien Stunden, welche ihm die Staatsgeschäfte übrig ließen, widmete er der Musik und wissenschaftlicher Beschäftigung. Besonders gern pflegte er noch in späteren Jahren das Flötenspiel, das er meisterlich verstand. Während der Mahlzeit liebte er eine lebhafte Unterhaltung mit hochgebildeten Offizieren und berühmten Gelehrten. Dann war er in geistreichen und oft beißenden Witzen unerschöpflich. Alljährlich bereiste Friedrich sein Land, um die Truppen zu mustern und nach allem in der bürgerlichen Verwaltung zu sehen. Jeder Beamte hatte dann strenge Rechenschaft abzulegen. Damit keine Zeit unbenutzt bliebe, mußten die Landräte und Amtmänner auf den Landstraßen neben seinem Wagen herreiten und ihm über den Zustand der Kreise und Ortschaften berichten. Groß war stets der Andrang des Volkes, um den geliebten Herrscher zu sehen. Keinem versagte er in seiner Freundlichkeit das Gehör. „Die armen Leute," pflegte er zu sagen, „wissen, daß ich Landesvater bin; ich muß sie hören". Freimütige Reden nahm der König nicht übel; mich ein dreistes Wort ließ er sich gefallen, wenn es zutreffend war. In seinem Garten zu Sanssouci sah er die Arbeiten bcr Gärtner immer genau nach. Eines frühen Morgens traf er einen Gärtuerbiirfchen, der noch Neuling war und ihn nicht kannte, bei der Arbeit. „Du bist ja schon früh beschäftigt," rebete der König ihn an. „Man muß wohl," war die Antwort, „sonst setzt es etwas ab, wenn der alte Brummbär kommt uttb nicht alles in Orbnung finbet." „Recht, mein Sohn," lächelte der König, „bleib' bei beiner Gesinnung." — Als einst ein Berliner Prebiger um eine Stelle bat, entgegnete ihm der König: „Die Berliner taugen nichts!" Gefaßt versetzte dieser: „Ich kenne zwei Ausnahmen, Majestät, Sie und ich!" Der Wunsch des Prebigers w"rbe erfüllt. — Des Königs Kutscher warf einmal durch unvorsichtiges Fahren den Wagen um. Friedrich hatte zwar keinen Schaben genommen, geriet aber in heftigen Zorn und holte mit dem Krückstock aus, um den Kutscher zu züchtigen. Da rief dieser: „Haben Ew. Majestät nie eine Schlacht verloren?" Der König lachte, und sein Zorn war verraucht. Der alle Fritz. Die unausgesetzten großen Anstrengungen des Geistes und des Körpers hatten Friedrich den Großen^vor der Zeit alt gemacht; er war „der alte Fritz" geworden. Seine gebeugte Gestalt lehnte auf den Krückstock, welchen er stets bei sich führte; ans dem hageren, eingefallenen Gesichte mit der hohen Stirn blickten große, klare und durchdringende Augen; den feinen Mund umspielte ein geistreiches Lächeln. Gewöhnlich trug er einen dreieckigen Hut, einen schlichten, blauen Rock und schwarzsamtne Beinkleider. Die gelbe Weste war stets mit Schnupftabak übersäet, von dem er immer zwei gefüllte Dosen in der Tasche trug. Die Unterthanen blickten zu ihm auf, wie Kinder zu ihrem Vater. ' Ein Augenzeuge entwirft von der Verehrung
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer