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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 122

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 122 — hatte noch hochfliegendere Pläne. Moskau sollte nur ein Ruhepunkt auf dem Wege nach Indien sein, um dort England in seinen reichen Besitzungen anzugreifen und sich dadurch unterzuordnen. Ihre einzige Hoffnung war das reiche Moskau, das sie für alle Mühen entschädigen sollte. Aber der russische Oberbefehlshaber Kutusow wollte die alte Hauptstadt des Reiches nicht ohne Schwertstreich in die Hände der Feinde fallen lassen. Bei Borodino an der Moskwa kam es zur mörderischen Schlacht (7. September); die Russen unterlagen nach der tapfersten Gegenwehr. Der Brand von Moskau. Nun war den Siegern der Weg nach Moskau offen. Schon am 14. September standen sie vor den Thoren, und Napoleon hielt seinen Einzug in die von fast allen Einwohnern verlassene Landeshauptstadt. Straßen und Plätze lagen öde und menschenleer, alles still wie das Grab. Hier wollte er mit seinen Truppen überwintern. Aber der Gouverneur von Moskau, Gras Rostopschin, hatte den Franzosen Verderben geschworen. Schon in der ersten Nacht loderten an verschiedenen Punkten der Stadt Flammen auf, und bald war ganz Moskau ein einziges Flammenmeer. Die Russen opferten selbst die Stadt znr Rettung ihres Landes. Tobend und krachend stürzten bald Häuser, Paläste und Türme zusammen. Nach drei Tagen war Moskau zu neun Zehnteilen in Schutt und Asche gesunken. Schrecken und Entsetzen kam über die verwirrten Franzosen. Finsteren Blickes lag Napoleon in einem hohen Fenster des Kreml, der kaiserlichen Hofburg. „Das verkündet nns schweres Unglück!" rief er aus. Er versuchte, Friedensunterhandlungen einzuleiten. Aber Kaiser Alexanders Ratgeber, der vor der Rache Napoleons geflüchtete Stein, wußte durch seine eindringlichen Vorstellungen jeden Frieden zu verhindern. Napoleon erhielt die Antwort: „Jetzt geht der Krieg erst recht an!" Der klägliche Rückzug.' Weil das große Heer jetzt ohne Obdach und ohne Lebensmittel war, mußte der Rückzug angetreten werden. Zwar machte Napoleon den Versuch, einen weiter nach Süden gelegenen Weg einzuschlagen, aber die Russen hatten ihm denselben bereits verlegt. Er sah sich auf die verheerte und verödete Straße, die er gekommen war, zurückgedrängt. Da trat ein ungewöhnlich strenger Winter ein. Kälte und Hunger wurden nun furchtbare Bundesgenossen der Russen. Massenweise fielen die Pferde erschöpft zusammen, mit unsäglicher Mühe arbeiteten sich die Fliehenden dnrch den tiefen Schnee und über die starrenden Eisfelder. Die nachsetzenden russischen Kosaken waren ihnen stets auf der Ferse. Unzählige fielen unter den Keulen der ergrimmten Bauern. Am gräßlichsten war das Unglück an der Beresin a (27. November). Ans zwei Brücken erfolgte der Übergang. In fürchterlichem Gedränge wälzten sich Menschen, Pferde, Wagen und Kanonen über die Brücken. Viele wurden erdrückt, viele von den Hufen der Pferde zertreten oder von den Rädern der Wagen zerquetscht. In diese wilde Menschenflut hinein schlugen die Kartätschenkugeln der Russen und richteten eine entsetzliche Verwüstung an. Zuletzt brach die eine Brücke ein, die andere wurde in Brand gesteckt. Tausende feinden ihren Tod in den Fluten, alle, welche noch am jenseitigen Ufer standen, waren abgeschnitten
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