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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 128

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 128 — Trauringe wurden geopfert mit den ergreifenden Worten: „Nichts hat uns der Krieg gelassen als unsere Trauringe, hier sind sie mit Freuden." Eine edle Jungfrau, Ferdiuande von Schmettau, die nichts zu geben hatte, ließ sich ihr schönes, blondes Haar abschneiden, um den Erlös für's Vaterland hinzugeben. Der Beamte, welcher die Gaben einsammelte, hörte davon, kaufte dem Perückenmacher die Haare wieder ab und ließ sie in goldene Ringe fassen. Jeder wollte jetzt einen solchen Ring tragen zur Erinnerung an das Opfer einer Jungfrau für ihr Vaterland. Welche Freude erfüllte ihr Herz, als sie hörte, daß aus ihrer Gabe mehr als 1000 Thaler gelöst worden seien. So schienen die Güter der Erde ihren Wert verloren zu haben; es war, als gäbe es nur noch ein Gemeingut aller: das Vaterland. Mächtig stimmten die Freiheitssänger Arndt, Rückert, Schenkendorf und besonders Theodor Körner ihre Kriegslieder an, um die lodernde Begeisterung des Volkes aufs höchste zu steigern. Körner sang: „Es ist kein Krieg, von dem die Kronen wissen, Es ist ein Kreuzzug, 's ist ein heil'ger Krieg! Recht, Sitte, Tugend, Glauben und Gewissen Hat der Tyrann aus deiner Brust gerissen; Errette sie mit deiner Freiheit Sieg!" Er glaubt an den Sieg der gerechten Sache, ruft Luise, Louis Ferdinand und alle deutschen Helden als gute Engel des heiligen Krieges an und schließt seinen Aufruf mit den Worten: „Der Himmel hilft, die Hölle muß uns weichen! Drauf, wackres Volk! Drauf, ruft die Freiheit, drauf! Hoch schlägt dein Herz, hoch wachsen deine Eichen: Was kümmern dich die Hügel deiner Leichen, Hoch pflanze da die Freiheitsfahne auf! — Doch stehst du dann, mein Volk, bekränzt vom Glücke, In deiner Vorzeit heil'gem Siegerglanz: Vergiß die treuen Toten nicht und schmücke Auch unsre Urne mit dem Eichenkranz!" Welche Kampfbegier die Truppen durchglühte, davon gab Iork mit seinem Korps ein ergreifendes Beispiel. Am 27. März stand er marschfertig in Berlin im Lustgarten (damals ein sandiger Platz, in dessen Mitte das Standbild des alten Dessauers ragte). Nachdem der Feldprediger Schultze es eingesegnet hatte, trat Iork mitten in den Kreis, die Hand am Säbelgriffe, und sprach: „Soldaten, jetzt geht's in den Kampf! Von diesem Augenblicke an gehört keinem von uns mehr sein Leben; es möge keiner darauf rechnen, das Ende des Kampfes erleben zu wollen. Unser Leben gehört dem Könige, gehört dem Vaterlande. Thut eure Pflicht. Ihr sollt mich an eurer Spitze sehen. Ich schwöre euch: Ein unglückliches Vaterland sieht mich niemals wieder!" Der Führer des Leibregiments, der alte Oberst von Horn, fühlte sich von diesen Worten so ergriffen, daß er an die Brust des Führers sank und ausrief: „Ich und das Leibregiment, ja wir alle werden dem Beispiele unseres Führers folgen!" „Das soll ein Wort sein!" rief einer aus Reih und Glied. „Ja, das soll ein Wort sein", rief einstimmig das ganze Regiment, „ein unglückliches Vaterland sieht uns nicht wieder!"
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