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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 194

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 194 — 4) Krieg mit der Republik. Die Einschließung der Hauptstadt Paris. Als die Schreckenskunde von Sedan nach Paris kam, wnrde Napoleon für abgesetzt erklärt und die Republik ausgerufen. Den Kaiser nebst allen besiegten Generalen verschrie man als Verräter des Vaterlandes. Die Kaiserin Eugenie, welche die stellvertretende Regierung führte, floh mit ihrem Sohne Louis nach England. An die Spitze der neuen Regierung stellten sich entschlossene Männer, namentlich Jules Favre, Gambetta und der General Trochu. Man hätte denken sollen, daß diese ihrem Vaterlande möglichst bald den Frieden wiederzugeben suchten; aber im Gegenteil betrachteten sie es als ihre höchste Aufgabe, den Krieg bis aufs Messer fortzusetzen. Sie nannten sich „Die Regierung der nationalen Verteidigung", und diese erklärte,keinen Zoll ihres Gebietes, keinen Stein ihrer Festuugeu abtreten zu wollen. Die Deutschen achteten nicht auf diese unsinnigen Prahlereien. Nach kurzer Ruhe ging es von Sedan unaufhaltsam voran nach Paris. Am 4. September kamen ihnen die Türme der Kathedrale von Reims zu Gesicht, am folgenden Tage hielt König Wilhelm seinen Einzug in die ehrwürdige Krönungsstadt der französischen Herrscher. Je mehr sich die Truppen der Hauptstadt näherten, desto größer wurde die Verödung der Gegend. Die Franzosen wollten, wie ehemals die Russen, dem Feinde eine Wüste bieten. Die Korn sch ob er rauchten noch, die Kartoffelfelder lagen verwüstet, gauze Dörfer standen verlassen. Man hatte sogar, um die Deutschen irre zu führen, die Wegweiser an den Straßenkreuzungen verwechselt. Aber nichts konnte den Siegeszug aufhalten. Was dort an Lebensmitteln fehlte, das wurde deu Unfrigen durch Tausende von Fuhren mit Proviant und Liebesgaben aus Deutschland nachgeschickt. Am 19. September war das stolze Paris in einem Umkreise von 12 Meilen von einer großen Kette deutscher Truppen eingeschlossen, und es begann die Belagerung.x) Der Minister Gambetta entkam in einem Luftballon aus Paris und landete in Tonrs, wohin sich schon vor der Einschließung die meisten Mitglieder der Regierung geflüchtet hatten. Von hier aus riefen nun die französischen Machthaber alle Männer von 20—40 Jahren zu den Waffen. Im Süden, Westen und Norden entstanden neue Heere, um Paris zu entsetzen; die tüchtigsten Generale, welche Frankreich noch aufzuweisen hatte, erhielten den Oberbefehl. Es sollte ein Rache-und Wutkrieg werden; darum bildeten sich überall Banden von Freischützen, Franktireurs, die Tag und Nacht aus allen Wegen die Deutschen meuchlings überfallen, ihnen Zufuhren abschneiden und auf jede Weise Schaden zufügen sollten. J) An demselben Tage (i 9. September) begab sich der Minister des Auswärtigen, Jules Favre, in das deutsche Hauptquartier, um einen Waffenstillstand nachzusuchen. Die Verhandlungen „ scheiterten an der Forderung Bismarcks, der als Entschädigung die Übergabe der Festungen Toul und Straßburg verlangte. Die Regierung in Paris antwortete darauf mit einer Bekanntmachung: „Auf so unverschämte Ansprüche antwortet man nur durch den Kanipf bis aufs äußerste. Frankreich nimmt diesen Kampf auf und rechnet auf alle seine Kinder."
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