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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 200

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 200 — Dann präsentieret die Gewehre Dem Kriegsherrn, welcher stolz auf euch; Denn Schar um Schar, an Waffenehre Sind alle seine Braven gleich. Am 16. Juni hielt Wilhelm I. als siegreicher Held an der Spitze seiner Heerführer und Generale den Siegeseinzug in die festlich geschmückte Hauptstadt Berlin. Am 18. desselben Monats fand in allen deutschen Landen ein Friedensfest, in allen deutschen Kirchen ein Siegesdankfest statt. Die Wiederaufrichtung des deutschen Reiches. Der herrlichste Preis dieses unvergleichlichen Krieges ist die Einigung Deutschlands. Was die Franzosen verhindern wollten, das haben sie gerade herbeigeführt. Während noch die Kanonen um Paris donnerten, vollzog sich die Wiedervereinigung der norddeutschen und süddeutschen Staaten zu einem einzigen Reiche unter Preußens Führung. Durch den hochherzigen König Ludwig Ii. von Bayern boten die deutschen Fürsten dem siegreichen Könige Wilhelm am 3. Dezember die deutsche Kaiserkrone an. Am 18. Dezember erschien in Versailles eine Abordnung des norddeutschen Reichstages unter Führung des Präsidenten Simson, um wie vor 21 Jahren den preußischen Herrscher im Namen des deutschen Volkes zu bitten, die Kaiserwürde anzunehmen. Wilhelm I. erklärte sich dazu bereit. Umgeben von den deutschen Fürsten übernahm er am 18. Januar 1871 im Schlosse zu Versailles für sich und seine Nachfolger die deutsche Kaiserwürde unter dem Titel „Deutscher Kaiser". Die bedeutungsvolle Feier fand statt im Spiegelsaale des Schlosses der Regenten Frankreichs, an derselben Stelle, wo so viele Ränkepläne gegen Deutschland geschmiedet worden waren. Nach der kirchlichen Feier schritt König Wilhelm auf die Erhöhung im Saale zu, auf welcher als stumme Zeugen die schlachtenerprobten Fahnen aller um Paris stehenden Regimenter aufgepflanzt waren. Zu seiner Rechten stand der Kronprinz, zu seiner Linken der Bundeskanzler Bismarck: weiter zurück nahmen die Fürsten und Prinzen Aufstellung. Nachdem König Wilhelm die Urkunde über Neubegründung des deutschen Kaiserreiches verlesen hatte, übergab er dem' Kanzler zur Bekanntmachung die „Ansprache an das deutsche Volk". Dieselbe hatte folgenden Wortlaut: „Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, verkünden hiermit: Nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den einmütigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des deutschen Reiches die seit mehr denn 60 Jahren ruhende Kaiserwürde zu erneuern und zu übernehmen, und nachdem in der Verfassung des deutschen Bundes die entsprechenden Bestimmungen vorgesehen find, bekunden Wir hiermit, daß Wir es als Pflicht gegen das gesamte Vaterland betrachten, diesem Rufe der verbündeten deutschen Fürsten Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwürde anzunehmen. Demgemäß werden Wir und Unsere Nachfolger in der Krone Preußens fortan den Kaisertitel führen und hoffen zu Gott, daß es der deutschen Nation gegeben sein werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vaterland einer segensreichen Zukunft entgegenzuführen.
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