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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 217

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 217 — Bücher und andere Lernmittel sind für wenig Geld zu haben. Für höhere Bildung, als die Volksschule sie bieten kann, sorgen die höheren Schulen; die Schüler derselben müssen Schulgeld bezahlen. Zur Ausbildung von Handwerker- und Kaufmannslehrlingen giebt es Fortbildungsschulen, für die Söhne der Bauern Landwirtschafts sch ulen. Verwaiste Kiuder werden in Waisenhäusern erzogen, verwahrloste in Rettungshäusern. Für die Ärmsten der Armen, Blinde, Taubstumme und Schwachsinnige, sind besondere Anstalten errichtet zur Erziehung und zum Unterrichte. — Wer an einer Schule Lehrer sein will, hat die Befähigung dazu in besonderen Prüfungen nachzuweisen. Die Regierung läßt die Ausführung der Schulgesetze durch Schuliuspektoren und Schulräte genau überwachen, damit die Schule möglichst großen Segen verbreitet. Seine Lebensweise. „Das Wichtigste bei der Erziehung," sagte Kaiser Wilhelm, „ist die Religion!" Er war selbst von tiefer Reli-giösität durchdrungen. Kindlicher Glaube an Gott, den Lenker der Welt, beseelte ihn. Alle großen Erfolge seines Lebens schrieb er demütig Gottes Fügung zu ; das zeigen so schön seine Worte nach dem letzten Kriege: „Gott war mit uns! Ihm sei die Ehre!" In seiner Herzensgüte fühlte er sich nur dann glücklich, wenn er sein Volk glücklich sah. Galt es, Thränen des Kummers und der Entbehrung zu stillen, so gab der für sich so sparsame Kaiser große Summen gern hin. Strenge Sparsamkeit hatte er schon in jungen Jahren am Hofe feiner königlichen Eltern gelernt, und diese Tugend zierte ihn während seines ganzen, langen Lebens. Seine Leutseligkeit und Freundlichkeit gewauueu ihm die Herzen der Unterthanen in solchem Maße, wie sie selten ein Fürst besessen hat. Große Nachsicht und Milde zeigte er gegen die Personen seiner Umgebung. Nie hörte man aus seinem Mnnde Schimpf- und Fluchworte; dem geringsten Diener konnte der hohe Herr kein unfreundliches Wort sagen. An seiner strengen Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue kann sich jeder ein Beispiel nehmen. Unermüdlich erfüllte er vom frühen Morgen bis zum späten Abend die Pflichten des hohen Berufes. Nur die genaueste Einteilung der Zeit ermöglichte es ihm, alle Arbeiten zu bewältigen. Im Sommer um 6 Uhr, im Winter um 7 Uhr stand Kaiser Wilhelm von seinem einfachen, eisernen Feldbette auf und legte gleich die Uniform an; Bequemlichkeiten in der Kleidung, wie Schlafrock und Pantoffeln, waren ihm fremd. Sobald er sein Arbeitszimmer betreten hatte, brachte der Kammerdiener den Thee, und es begann die Tagesarbeit. Die während der Nacht eingelaufenen Briefe, Berichte und Telegramme, ferner die ihm Tags zuvor auf der Straße überreichten Bittschriften unterzog er persönlich der Durchsicht. Um 9 Uhr erschien der Flügeladjutant mit den militärischen Berichten und nahm die militärischen Befehle zur Mitteilung an die Kommandos entgegen. Darauf hielten die Vorsitzenden der Ministerien und anderer hohen Behörden ihm wichtige Vorträge, denen er mit gespannter Aufmerksamkeit folgte. Diese Vorträge durften selbst auf Reifen nicht ausfallen. Zog um 12 Uhr die Schloßwache mit klingendem Spiel auf, so erschien er regelmäßig am Eckfenster seines Zimmers, jubelnd begrüßt von der tausendköpfigen Menge, die diese Gelegenheit stets benutzte, den
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