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1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 231

1899 - Wiesbaden : Behrend
den Wind kehren und Atem holen. Es war unmöglich, die eisige Luft einzuatmen, während wir vorwärts taumelten; es war, als wenn tausend Dolchstiche die Lungen zerrissen. Bisweilen waren wir auf einer vom Winde reingefegten Stelle, bisweilen sanken wir bis an die Brust in den Schnee. Jeder dachte an seine Lieben daheim und nahm, um sich ihnen zu erhalten, alle Kräfte zusammen. Die Entfernung bis zur Station betrug Stunde; aber wir gingen 3/4 Stunde, bevor wir am Bahnhof anlangten. Der Kronprinz hatte die ungeheure Anstrengung glücklich überstanden; in einem Bauernhause übernachtete er auf einem einfachen Strohlager. Das ganze Dorf wurde nach tcockenen Strümpfen und Pantoffeln durchsucht, und der künftige König von Preußen war überglücklich, in Holzpantoffeln und dicken, wollenen Strümpfen einer patriotischen Bauersfrau einher-gehen zu sönnen." Wenn der Kronprinz in schlichtem Offiziersmantel, die kurze Pfeife mit dem weißen Porzellankopfe im Munde, sich nahte, jubelten ihm die Soldaten mit Begeisterung zu. Vor den Düppeler Schanzen stand er am 22. Februar kaltblütig wie ein alter Krieger im verheerenden Feuer. König Wilhelm war hocherfreut über diese Unerschrockenheit des Kronprinzen bei seiner Feuertaufe und verlieh ihm als Anerkennung die Schwerter zu dem Orden des roten Adlers. Auch beim Sturm auf die Schanzen fehlte er nicht; er folgte den Stürmenden, bedankte sich nach beendetem Kampfe bei den wackeren Streitern und besuchte und tröstete die armen Verwundeten. 1866. Im Kriege gegen Österreich führte Friedrich Wilhelm den Oberbefehl über die schlesische Armee. Glänzend lüste er seine schwierige Aufgabe, durch die Pässe des Rieseugebirges nach Böhmen vorzudringen, um sich mit den anderen Armeen zu vereinigen. Eine Reihe glücklicher Gefechte bahnte ihm den Weg nach Böhmen. Durch sein rechtzeitiges Eingreifen in die Schlacht bei Königgrätz rettete er die hart bedrängten Preußen. In der Nacht zum 3. Juli erhielt er die Nachricht, daß an diesem Tage bei Königgrätz die Entscheidungsschlacht stattfinden solle. Weil er noch über einen T-ge-marsch entfernt stand, war die größte Eile geboten. Dazu herrschte Regenwetter, der Lehmboden war erweicht, Menschen und Pferde versanken im Schlamme. Aber für den geliebten Feldherrn spornte jeder seine Kräfte an, und nach 7stündigem, beschwerlichen Marsche hatte man endlich gegen 2 Uhr das Schlachtfeld erreicht. Jedoch mit dem Kommen war es nicht gethan. Die Höhen von Chlnm und Lipa, dicht besetzt von den Österreichern, mußten im Sturmschritt genommen werden. Trotzdem die Feinde wie Löwen kämpften, erlagen sie der heldenmütigen preußischen Tapferkeit. Um 8 Uhr abends trafen der König und der Kronprinz auf dem Schlachtfelde zusammen. Der König umarmte seinen siegreichen Sohn und überreichie ihm den höchsten Militär-Verdienstorden, den Orden pour le merite. Als der Kronprinz in diesen Krieg zog, lag sein Söhnchen, der kleine Sigismund, schwer krank darnieder; schon nach wenigen Tagen erhielt er die Todesnachricht. Sein Vaterherz blutete, und gern wäre er nach Berlin geeilt; aber pflichtgetreu hielt er aus auf dem Posten, auf den der König ihn gestellt hatte. „Siege ersetzen nicht den Verlust eines Kindes," schrieb er in jenen Tagen, „vielmehr bricht der bohrende
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