Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 241

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 241 — hangen. „Ich weiß," so schloß er, „daß schwere Aufgaben im Leben meiner warten; aber sie sollen meinen Mut nicht einschüchtern, sondern stählen." Im Herbst 1874 brachten die kronprinzlichen Eltern ihn mit seinem Bruder Heinrich auf das Gymnasium iu Kassel. Die Prinzen sollten schon früh das Volk kennen lernen und mit Bürgersöhnen verkehren und iu allem Edlen wetteifern. Hier studierte Priuz Wilhelm, im Sommer auf Schloß Wilhelmshöhe, im Winter in der Stadt im Fürstenhause wohnend, 3 Jahre mit großem Fleiße und war bald der Liebling seiner Lehrer und Mitschüler. Der Direktor des Gymnasiums hatte gewünscht, daß die beiden Fürstensöhne sich genau in die Schulordnung fügten. Das war ganz nach dem Willen der Eltern. So erschien denn Prinz Wilhelm Tag für Tag pünktlich in seiner Klasse, wurde gefragt wie jeder andere Schüler und fand seine Leistungen nach demselben Maßstabe bemessen wie die der übrigen. Er scheute sich sogar nicht, die kleinen Geschäfte zu übernehmen, welche die Schüler abwechselnd zu verrichten hatten. Unser Kaiser hat als Schüler die Wandtafel gereinigt und den Schwamm ausgewaschen gerade so wie seine Schulgenossen. In der freien Zeit trieb er fleißig körperliche Bewegungen; Mittwochs und Samstags nachmittags wurden regelmäßig in Begleitung von Mitschülern Ausflüge in die herrliche Umgebung Kassels unternommen. Im Jahre 1877 bestand er die Reifeprüfung in ehrenvoller Weise und erhielt sogar eine von den drei Denkmünzen, welche alljährlich an die drei fleißigsten und würdigsten Schüler zur Verteilung gelangten. Mit Thränen in den Augen reichte er hocherfreut dem Direktor die Hand und brach in die Worte aus: „Welche Freude mir hierdurch bereitet wird, können Sie sich nicht denken. Ich weiß, daß ich die Auszeichnung redlich verdient habe; denn ich habe gethan, was in meinen Kräften stand." Prinz Wilhelm als Soldat. Nun wurde Prinz Wilhelm, der mit dem 10. Lebensjahre zum Offizier ernannt worden war, der Garde (1. Garde-Regiment zu Fuß) eingereiht. Bei seinem Eintritt ins Heer hielt Kaiser Wilhelm eine längere Ansprache an die Vorgesetzten des Prinzen wie an ihn selbst und sagte schließlich: „Es werden Dir in den Dienstverhältnissen, in welche Du nun kommst, manche dem Anscheine nach unbedeutende Dinge entgegentreten; aber Du wirst auch lernen, daß im Dienste nichts klein ist, und daß jeder Stein, der zum Aufbau einer Armee gehört, richtig geformt sein muß, wenn der Bau fest fein soll. Jetzt gehe und thue Deine Pflicht, wie sie Dich gelehrt werden wird. Gott sei mit Dir!" Dann fuhr sein Vater mit ihm nach Potsdam und stellte ihn den Offizieren des Regimentes mit folgenden Worten vor: „Es ist mir eine besondere Freude, daß mein Sohn die Schule in der Kompagnie durchzumachen berufen ist, welche . ') Geheimrat Wiese besuchte als Leiter des höheren Schulwesens in Preußen tnt ^uni 1875 das Kasseler Gymnasium und schließt seinen Bericht über den Unterprimaner Prinz Wilhelm mit den Worten: „Die hohenzollernsche Tugend der Pflichttreue war ein Schmuck seiner Jugend." — Am 25. Januar 1877 erfolgte fein Austritt aus dem Gymnasium, und 2 Tage später, an seinem 18. Geburtstage, wurde er zur Feier seiner Mündigkeit zum Ritter des schwarzen Adlerordens ernannt. 16
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer