1890 -
Königsberg i. Pr.
: Koch
- Autor: Witt, Carl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Knabenschule
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 147 —
Verachtung klommen die Preußen die Bergwände hinan; wo die Pferde nicht fest auftreten konnten, trugen die Soldaten die Kanonen auf den Schultern hinauf. Trotz des heftigen Kanonendonners drängten sie die Österreicher unaufhaltsam zurück. Es wurde ein vollständiger Sieg erfochten und Friedrich konnte nun die wichtige Stadt Schweidnitz wiedergewinnen.
Katharina ließ bald darauf dem König erklären, sie wolle den von Peter geschlossenen Frieden treulich aufrecht erhalten, aber ihre Truppen aus Deutschland abberufen. Und endlich war auch Maria Theresia des Krieges müde geworden und gab zu verstehn, daß sie zum Frieden bereit sei. Dieser wurde denn auch bald abgeschlossen und in Hubertsburg, nicht weit von Leipzig, unterzeichnet. Friedrich ging als allseitig anerkannter Besitzer Schlesiens aus dem Kriege hervor. —
Am 30. Mai 1763 sah der König seine Residenz nach sieben Jahren wieder. Um dem feierlichen Empfange, den man dort vorbereitet hatte, auszuweichen, fuhr er im Dunkel des Abends in die Stadt. Und wie die Einwohner, die den ganzen Tag ihn vergebens auf den Straßen erwartet hatten, mit schnell herbeigeschafften Fackeln den Wagen begleiten wollten, befahl er schnell zu fahren und begab sich auf einem Umwege in das Schloß. Friedrich war kein Freund von rauschenden Huldigungen.
Die Kriegsarbeit war nun vollendet, doch mit demselben rastlosen Eifer wie jene betrieb er die nicht minder schwere Arbeit, die Wunden zu heilen, die der lange Krieg geschlagen. Ackerbau und Gewerbe lagen schwer darnieder. Er öffnete sogleich nach seiner Rückkehr seine Magazine und ließ unter die Bauern Saatkorn verteilen; auch was in der Artillerie und Kavallerie an Pferden entbehrlich war, gab er hin, damit die Landleute ihre Felder pflügen könnten. Andererseits füllte er auch wieder durch weise Sparsamkeit den Staatsschatz. Bei sich selbst fing er an, indem er von der Million Thaler, auf die er alljährlich Anspruch hatte, nur 200000 für die Hofverwaltung nahm. So konnte er nach und nach hilfsbedürftigen Gemeinden mit mehr als 24 Millionen Thaler unterstützen und hinterließ bei feinem Tode einen Staatsschatz von mehr als 60 Millionen.
Nach dem Kriege lebte er noch 23 Jahre in steter angestrengter Arbeit für fein Volk, doch endlich war feine gewaltige Kraft aufgerieben. Im Frühling feines Todesjahres begab er sich nach
10*