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1. Geschichten aus der Geschichte - S. 172

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
- 172 — iit den letzten Jahrhunderten die Uneinigkeit der Deutschen benutzt, nicht weniger als zwanzigmal über deutsches Land herzufallen und seine Grenzen auf Kosten desselben zu erweitern. So war allmählich das Elsaß und der benachbarte Teil Lothringens, ein uraltes Eigentum Deutschlands, an Frankreich gekommen. Es fehlte eben an einem mächtigen Oberhaupt, welches das ganze Deutschland zusammengehalten und seine ganze Kraft gegen die Feinde geführt hätte. Nach den Freiheitskriegen stiftete man eine Art von Vereinigung, den sogenannten Bundestag. Die Abgesandten der vielen größeren und kleineren deutschen Gebiete versammelten sich alljährlich für einige Monate in Frankfurt am Main und berieten über das Heil Deutschlands, aber dabei kam wenig heraus, und das Wenige war meistens unzweckmäßig oder verderblich. Die Hauptmächte waren Österreich und Preußen. Das letztere gönnte Österreich den Vorsitz in der Versammlung und fügte sich gewöhnlich auch den Wünschen desselben, aber es erhielt schlechten Dank dafür. Preußen hatte in den Freiheitskriegen das Beste zur Rettung des Vaterlands gethan und sich als den tüchtigsten unter allen deutschen Staaten erwiesen. Doch gerade dies erfüllte die Österreicher, die Mittelstädten Bayern und Württemberg und einige andere mit Furcht und Mißtrauen, und sie waren darauf aus, Preußen niederzudrücken und sogar, wo möglich, zu vernichten. Bismarck war einige Jahre Mitglied des Buudesrats gewesen und hatte das Spiel der Gegner Preußens alsbald durchschaut. Auch sagte er sich, daß ein Bundestag mit zwei Oberhäuptern nimmermehr zum Heile Deutschlands gereichen könne, eines von beiden müsse weichen. Als er nun Ministerpräsident geworden, legte er dem König den kühnen Plan vor, Österreich aus dem Bunde und aus Deutschland auszuschließen, was freilich ohne einen Krieg nicht zu erreichen war. König Wilhelm mochte sich zu diesem gewagten Schritte nicht entscheiden. Er sagte: „Ich bin ein alter Mann und bald 70 Jahre, wie soll ich jetzt noch an Krieg denken? Ich will nichts mehr als meinem Volke den Frieden hinterlassen, wenn ich sterbe." Auch hatte sein Vater, Friedrich Wilhelm Iii., seinen Nachfolgern in der Regierung ans Herz gelegt, die Bundesgenossenschaft mit Rußland und Österreich aufrecht zu erhalten, und nun sollte er, dem das Andenken an seinen Vater so heilig war, mit Österreich Krieg führen. Lange kämpfte er mit sich; erst als ihm Bismarck mit seiner mächtigen Beredsamkeit darlegte, daß der Friede
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