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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 62

1900 - München : Oldenbourg
62 Genetische Behandlung. der Po-Spiegel steigt unaufhaltsam, und der Fluss hat schon sein Mündungsgebiet in Sumpfland verwandelt. Ravenna war im Altertum eine Hafenstadt (sogar Kriegshafen). Heutzutage liegt es fast zwei Stunden vom Meere entfernt, von dem es zum Teil durch einen Pinienwald getrennt wird. So auch Rom. Schon im Altertum musste man Ostia als Ein- und Ausfuhrhafen für Rom anlegen, und schon im Mittelalter war auch dieser versandet und musste dafür der Hafen bis nach Civita Vecchia vorgeschoben werden. Geht man in dieser Entwicklung rückwärts, so kann im ältesten Altertum Rom recht gut Aus- und Einfuhrhafen für die Latiner und Etrusker gewesen sein. Bedenken wir, dass die Latiner im wesentlichen ein Bauernstamm waren, dass dagegen die Etrusker eine hochentwickelte Industrie hatten, so können mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit hier die Wurzeln des ältesten Roms gesucht werden. Es war eben für beide der Austauschplatz. Bald legten auch die Sabiner Faktoreien an, und sehr früh knüpften sich auch Beziehungen zu den eingewanderten Griechen in Unteritalien, sowie den Puniern in Karthago. Dafür sprechen die ältesten Sagen: die Zweiheit der Gründer, die Aussetzung im Fluss, die Alternierung zwischen Tltus Tatius, dem Etrusker aus Cures, und Romulus, Raub der Sabinerinnen, Anknüpfung der gens Julia an die eingewanderten Trojaner (können natürlich höchstens Griechen sein) und ihre feindseligen Beziehungen zu Karthago (Dido) u. dgl. Dabei kann man dem Schüler leicht klar machen, dass diese Vermutungen über den Ursprung Roms viel Berechtigung haben, da wir etwas Bestimmtes kaum wissen. Was Llvlus und andere über die älteste Zeit bringen, ist kaum mehr als Sage, da der 1 empel des Jupiter Capitolinus, das Nationalheiligtum, das auch zugleich als Archiv diente, bis zum Jahre 83 v. Chr. aus Holz bestand und wiederholt abbrannte. Noch im Jahre 83 brannte der Tempel so vollständig nieder, dass selbst die sibyllinischen Bücher ein Raub der Flammen wurden, obwohl man sie in den Kellern aufbewahrt hatte. Erst Sulla baute den Tempel aus Marmor, wozu er bekanntlich einfach die Säulen des unvollendet gebliebenen Olympieion von Athen nach Rom schleppte. So dürfte man schwerlich fehlgehen, wenn man die Entstehung des ältesten Roms auf merkantile Ursachen zurückführt. Damit würde auch übereinstimmen, dass historisch nachweisbar sehr alte Verträge mit den Tarentinern sowie ein uraltes Handelsbündnis mit den Karthagern bestand.
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