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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 63

1900 - München : Oldenbourg
Römische Kolonialpolitik. 63 An einen solchen Aufsaugepunkt strömen natürlich die Menschen von allen Seiten zahlreich zusammen. (Die Sage, dass man die Bevölkerung unterworfener Städte teilweise nach Rom verpflanzte, deutet darauf hin). Rom wächst gewaltig und überflügelt, zwar ganz allmählich aber sicher, alle seine Nachbarn. Für die anschwellende Bevölkerung genügt der alte Ackerboden (ager) nicht mehr, deshalb beginnt die Expansionspolitik mit agrarischen Tendenzen. Auch der Kampf zwischen den älteren, erbeingesessenen Geschlechtern (patres) und den neuhinzutretenden Bevölkerungsmassen (plebs) erklärt sich von selbst, ebenso die Thatsache, dass natürlich die sich stets vermehrende und verjüngende Plebs schliesslich Sieger bleibt. Sehr interessant ist dabei der Vergleich mit Südafrika, wo sich gegenwärtig ein ähnlicher Kampf zwischen dem alten, erbeingesessenen Holländertum und dem neuen, ungestüm vorwärtsdrängenden Engländertum abspielt (nur dass hier eine äussere Macht, das Mutterland der letzteren, eingreift, was bei Rom auch in einzelnen Fällen nachweisbar ist). So treten die merkantilen Interessen immer mehr hinter die agrarischen zurück, und nun beginnt die grossartige Kolonisationspolitik der Römer. Im Gegensatz zu den phönizischen und griechischen Kolonien tritt bei den römischen das merkantile Interesse in den Hintergrund. Die römischen Kolonien haben einerseits den Zweck, die überschüssige Bevölkerung aufzunehmen, andererseits waren sie militärisch-politische Stützpunkte in den neuangegliederten Gebieten. Diese Politik war äusserst glücklich. Der Kinderreichtum der altrömischen Familien sowie der fortwährende neue Zuwachs brachten eine gewisse Übervölkerung hervor; dazu verarmten viele Familien durch die fortwährenden Kriege, bei denen sich der Soldat selbst verpflegen musste und oft auf längere Zeit seinem Berufe entzogen wurde. Eine Anhäufung solcher Elemente kann, ja muss auf die Dauer für den Staat bedenklich werden. Wer sich beengt, enterbt fühlt und nichts zu verlieren hat, ist leicht für innere Unruhen u. dgl. zu gewinnen. So nimmt man denn den unterworfenen V ölkern einen 1 eil ihres Grundbesitzes ab (ager publicus) und parzelliert ihn unter die ärmeren Bürger; auch in unterworfene Städte verpflanzt man römische Bürger, die sich dann mit den besseren Elementen derselben zu einem Grundstock zuverlässiger Bevölkerung verschmelzen. (Auf den staatsrechtlichen Unterschied zwischen colonia, municipium und oppidum wird man bei den Schülern wohl
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