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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 72

1900 - München : Oldenbourg
72 Genetische Behandlung. Soviel über die genetische Entwicklung allgemeinerer Gedanken. Nun die genetische Behandlung einer bestimmten Persönlichkeit. d) Otto der Grosse. Genetisch betrachtet stellt sich die Geschichte Ottos D. Gr. dar als ein Abschnitt aus dem Kampfe zwischen den zentralistischen Bestrebungen der Kaiser (bezw. Könige) und den territorialen Sonderbestrebungen der einzelnen Stämme und ihrer Stammesfürsten. Man weist darauf hin, dass unter den schwachen Nachfolgern Karls D. Gr. bei der von aussen drohenden Gefahr die Stämme meist auf sich angewiesen waren, und dass sich daraus das Wiederaufleben der uralten Stammeseigenarten und Stammesfürstentümer naturgemäfs vorr selbst ergab. Der gewaltsame Versuch Konrads I., dies wieder zu beseitigen, scheitert. Der friedliche Versuch Heinrichs I. gelingt nur scheinbar, indem Heinrich nur den Schein und Namen rettet, das Wesen des Einheitsstaates aber preisgibt. Nicht einmal gegen den äusseren Feind (Ungarn) helfen ihm die übrigen Stämme. Doch ist es immerhin eine grosse Leistung, dass Heinrich wenigstens den Namen der Zusammengehörigkeit und Reichseinheit rettete, damit war einstweilen dem Auseinanderfallen Deutschlands in auch dem Namen nach selbstständige Teile vorgebeugt. Rettete er aber so wenigstens den Schein, so konnte vielleicht ein glücklicherer Nachfolger auch zum Schein und Namen das Wesen, den Inhalt gewinnen. Mit dieser letzteren Absicht bestieg der junge, hochstrebende, begabte und willensstarke Otto den Thron. Schon die Krönungszeremonien verrieten das Kommende. Die Stammesfürsten sollten königliche Beamte werden, weiter nichts. Dagegen erhoben sich sofort im erbitterten Kampfe die Stammesfürsten Eberhard von Franken, Giselbert von Lothringen und andere. Die eigenen Brüder Ottos, Thankmar und Heinrich, verbündeten sich mit ihnen. Obwohl Otto sie alle einzeln besiegte, sah er doch ein, dass er auf die Dauer nicht durchdringen werde. Also kam er auf einen neuen Gedanken. Er suchte die Herzogswürden an Mitglieder seiner Familie zu bringen, die Herzöge in sein Familieninteresse zu ziehen und womöglich sie in solche Gebiete zu versetzen, wo sie nicht seit Jahrhunderten im Volke wurzelten und also auch an den Unterthanen keinen so festen Rückhalt hatten. So kam Ottos Bruder Heinrich nach Bayern, Ottos ältester Sohn Ludolf, bereits zum Nachfolger bestimmt, nach Schwaben,
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