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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 73

1900 - München : Oldenbourg
Otto der Grosse. 73 der Herzog Konrad aus Franken, den man nicht gut beseitigen konnte, bekam Ottos Tochter Luitgard und wurde nach Lothringen versetzt; das wichtige Herzogtum Franken blieb eine Zeit lang unbesetzt. So glaubte Otto das Stammesfürstentum beseitigt zu haben. Aber er hatte sich wieder getäuscht. Den neuen Herzögen lag — bildlich gesprochen — das herzogliche Hemd näher als der kaiserliche Rock, d. h. sie zogen die stammesfürstliche Machtfülle der nur nominellen Ehre eines Verwandtschafts Verhältnisses mit dem Kaiser vor. Ein kleiner, ja kleinlicher Anlass wurde von Ludolf und Konrad benützt, um wieder einen furchtbaren Kampf zu entfesseln, dem die meisten übrigen Fürsten mit zwar verstohlenem, aber desto innigerem Behagen zusahen, wenn sie ihn nicht geradezu offen unterstützten. Zwar wurden die Empörer unterworfen, das Feuer äusserlich erstickt; aber unter der Asche glimmte es weiter. Der kluge Otto sah bald ein, dass er auch so nicht zum Ziele gelange. Da benützte er eine äussere Gefahr. Die Empörer hatten die Ungarn gerufen. Sengend und brennend waren diese, dem Rufe folgend, in Deutschland eingebrochen, hatten Bayern durchzogen und den Lech überschritten. Trotz aller Hilferufe blieb Otto noch nicht genügend gerüstet. Er wollte einmal den Stämmen zeigen, was sie vereinzelt ohne ihn leisten könnten. Als er sie endlich, besonders die widerspenstigen Schwaben, mürbe gemacht glaubte, kam er mit dem Reichsheere. Bereitwillig stellten sich alle deutschen Kontingente unter seinen Oberbefehl und fochten einmütig Schulter an Schulter. Ein herrlicher Tag, dieser Tag auf dem Lechfelde, der Geburtstag des deutschen Nationalgefühles. Zum erstenmal waren hier die Deutschen einig und zeigten der staunenden Welt, was sie können, wenn sie eben ■— einig sind. Aber die Begeisterung hielt nicht lange vor, und bald zeigte sich, dass die äussere Gefahr nur der eiserne Reifen gewesen war, der die Dauben des Fasses zusammengehalten hatte. Das Gefühl der inneren traditionellen Zusammengehörigkeit, wie in Frankreich, fehlte eben doch, und Otto sah bald ein, dass trotz aller Erfolge sein System als solches Schiffbruch gelitten habe. Da griff er denn abermals zu einer neuen Idee. Otto war aufrichtig fromm. Er hatte diese Frömmigkeit von seinen Eltern überkommen und sie als Herzenssache weiter gepflegt. Dabei hatte schon Heinrich I, die deutsche Kirche überall in der hochherzigsten
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