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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 77

1900 - München : Oldenbourg
Warum sind die mittelalt. deutschen Städte kaiserfreundl., die ital. kaiserfeindlich ? 77 Entwicklung der Graeco-Italiker der unsrigen um mindestens anderthalb bis zwei Jahrtausende voraus ist. Von diesem Gesichtspunkt aus gewinnen wir auch den Schlüssel zur Lösung obiger Frage. Die deutschen Städte im Mittelalter stehen auf einer viel späteren Entwicklungsstufe als die italienischen; das ist der ganze Unterschied, aber auch der einzige Grund für ihre ganz entgegengesetzte Haltung gegenüber den mittelalterlichen Kaisern. Verweilen wir zunächst bei den deutschen Städten. Auf ihre Entwicklung werden wir an anderer Stelle eingehen. Hier interessiert uns vor allem die Frage, wann, unter welchen politischen Verhältnissen und in welcher Weise treten sie zum erstenmal als politischer Faktor in der deutschen Geschichte aufs Es war dies unter der Regierung Heinrichs Iv. Wir haben bei anderer Gelegenheit gesehen, wie Heinrich Iv. die Pläne seines Vaters, am Harz den Grundstock zu einem fest stabilisierten Königssitz zu legen, wieder aufnahm und dadurch das tiefste Misstrauen der deutschen Fürsten vor Begründung einer absoluten Monarchie erweckte. Dieses Misstrauen der deutschen Fürsten kam gelegentlich des Sachsenaufstandes so energisch zum Ausdruck, dass Heinrich auf seine Pläne vorläufig verzichtete und sich tief verstimmt vor dem allgemeinen Aufruhr im Winter 1073 nach Worms zurückzog. Hier zum erstenmal traten ihm die Bürger als geschlossener Stand entgegen und boten ihm gegen die Bischöfe, die ja nur ein Teil des Fürstenstandes waren, ihre Hilfe an. Diese Bewegung hatte für die Zeitgenossen etwas Explosives. 1074 verjagten die Wormser ihren Bischof, 1066 schon hatten die Trierer einen neuen Erzbischof, der ihnen gegen ihren Willen von Anno von Köln aufgezwungen werden sollte, einfach totgeschlagen. Ostern 1074 brach die Bewegung auch in Köln los; Anno entging wie durch ein Wunder den Händen der aufständischen Kaufleute. Ähnlich war es in Mainz, Strassburg u a. Wie ein Lauffeuer ging die Bewegung die Rheinstrasse entlang und stellte dem König ganz unvermutete Machtmittel zur Verfügung. Die Berichte der Zeitgenossen, besonders Lamberts V. Hersfeld, beweisen uns, wie erstaunt alle Welt über diesen plötzlichen Ausbruch war. Für den Historiker liegt in der Sache nichts Erstaunliches. Es war nur die Frucht einer langen Entwicklung, die im stillen
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