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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 80

1900 - München : Oldenbourg
8o Genetische Behandlung. Naturalwirtschaft sowie das Stammesfürstentum wieder einzuführen, vorübergehend die Ostgoten, länger dauernd die Lombarden. Aber sie fanden in der Masse der erbeingesessenen alten Bevölkerung keinen Boden dafür. So blieb beides ein künstlich aufgepfropftes Reis, das nicht wurzeln konnte, obwohl in dem eingewanderten germanischen Adel wohl ein Stützpunkt dafür vorhanden gewesen wäre. Aber wie seiner Zeit die siegreichen Römer in kultureller Beziehung von den besiegten Griechen, so wurden jetzt die Germanen von dem Grundstock der römischen Bevölkerung assimiliert. Alle Reaktionen dagegen bis auf den grossen Staufer Heinrich vi. und seinen Sohn blieben auf die Dauer erfolglos. Otto V. Freising (gesta Frid. Ii. 13) sagt von Italien: »Jenes ganze Land ist in Stadtgebiete eingeteilt, und es gibt kaum noch einen mächtigen und edlen Herrn, der nicht dem Gebot seiner Städte gehorchte«. Der höhere und niedere Adel hatten sich zur Stauferzeit z. B. längst mit der »Plebs« in den Städten vereinigt, der waffengewaltige Stand mit dem geldgewaltigen; eine Vereinigung, die den Staufern so verhängnisvoll wurde. Die sogenannten »Grafschaften« waren in Italien städtische Territorien. Mit naivem Staunen und schliesslicher Entrüstung erzählt Otto V. Freising weiter, »dass sich Adelige nicht schämen, kaufmännische Geschäfte zu treiben, und dass Leute niederen Standes (eben städtische Kaufleute), welche die übrigen Völker (lies »die Deutschen«) von den vornehmeren und freieren Neigungen wie eine Pest fernhalten, hier sogar des Rittergürtels gewürdigt werden«. Vergleichen wir damit die trotzigen Worte des gleissenden Wolfs v. Wunnenstein zu Eberhard D. Greiner — wenn sie auch von Uhl And frei erfunden sind, so charakterisieren sie die Sachlage doch trefflich —: »Ich stritt aus Hass der Städte, und nicht um Euren Dank«; vergleichen wir ferner den Hass, den die Ritter des Reformationszeitalters gegen die »verdammten Pfeffersäcke« hegten, und bedenken wir ferner, wie sehr man es in Deutschland heutzutage z. B. dem englischen Hochadel verübelt, dass er sich an den Geldgeschäften der Hochfinanz beteiligt, so begreifen wir leicht, dass sich zwischen dem Entwicklungsstand der damaligen italienischen Städte und dem Kulturstand der leitenden deutschen Kreise eine Kluft öffnete, die für das Verständnis der letzteren unüberbrückbar war. Fehlte also in Italien das überwiegende Stammesfürstentum im Bunde mit einem alles bedrohenden agrarischen Adel, das die
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