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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 109

1900 - München : Oldenbourg
Das europäische Gleichgewicht und der Erbfeind. 109 punkt erreicht. Der spanische Erbfolgekrieg stürzt es vorübergehend, aber nur, um der Vorherrschaft Englands Platz zu machen. Schwedens Präponderanz war zu vorübergehend, um erwähnt zu werden. Durch Napoleon kommt wieder Frankreich an die Spitze, wird allerdings bald gestürzt und macht der heiligen Alliance Platz. Diese war aber doch nur die verschleierte Vorherrschaft Russlands (siehe Wiener Kongress!). Dann hatte doch gewiss Napoleon Iii. wieder einen Vorrang in Europa; man bedenke nur, mit welcher Andacht die Welt seinen Neujahrsansprachen lauschte. 1870 trat das neugeeinte Deutschland an seine Stelle. Seinen Vorrang in den 70 er Jahren unter der Handlangerpolitik wird niemand bestreiten. Und wie in unseren Tagen der Einfluss »Väterchens« mit dem vielgerühmten »europäischen Gleichgewicht« in Einklang zu bringen ist, das zu beweisen überlassen wir denjenigen, die an der Aufrechterhaltung dieser schillernden Phrase ein sehr gewichtiges Interesse haben. Nun fragen wir drittens: »Wie kommt es, dass diese hohle Phrase den Kontinent so lange beherrschen konnte und noch beherrscht?« Der vorige Abschnitt (siehe Kontinentalsperre!) hat uns bereits die Antwort darauf gegeben. Unsere lieben Vettern jenseits des Kanals haben diese Phrase erfunden, in die Welt gesetzt und liebevoll gehegt und gepflegt, auf dass sie wachse und gedeihe und Früchte trage hundertfach. Bekanntlich haben englische Zeitungen mit der ihnen angeborenen unüberwindlichen Bescheidenheit dem deutschen Kaiser vor einigen Jahren den salbungsvollen Vorschlag gemacht, er möge doch nur immer auf den Rat seiner »weisen Grossmutter« hören. Nun, so weise wie diese Grossmutter waren die Engländer von jeher, nur hatte der ehrliche deutsche Michel seit Jahrhunderten für die innerste Bedeutung und den geheimsten Sinn dieser Eddaweisheit leider nie das richtige Verständnis. Verfolgen wir die Geschichte dieser Phrase historisch-genetisch! Solange England mit der Konstituierung seiner inneren Verhältnisse zu thun hatte, hören wir wenig oder gar nichts davon. Erst als die Engländer in und nach der sogenannten »glorreichen Revolution« die richtige Formel für ihr innerpolitisches Leben gefunden hatten und nach aussen die wunderbar konsequente, wiederholt charakterisierte Interessenpolitik begannen, tauchte das schöne Wort auf. Derjenige, der es zum erstenmal im grossen Stile praktisch in die Politik einführte — und das mit grossartigem Erfolg —,
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