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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 135

1900 - München : Oldenbourg
Die Kirche als Kulturträgerin im Mittelalter. 135 Kunst des Lesens und Schreibens. Bücher, damals sehr kostbar, gab es fast nur hier. Die Klösterschulen (Fulda, Rhabanus Maurus) waren lange Zeiten die einzigen Bildungsanstalten. Wer etwas lernen, sich geistig ausbilden wollte, musste sich hierher wenden. Aber auch eine sittliche Aufgabe erfüllten die Klöster, die Seelsorge in ihrem weitesten Umfange. Durch die Privatbeichte hatten sie Kenntnis oft von den verborgensten Dingen; also konnten sie überall guten Rat geben. Die Predigt lag natürlich in ihren Händen. Auf dem Bilde sehen wir einen Mönch von einem Sterbenden zurückkehren. Vom Eintritte des Menschen ins Leben bis zum Austritte sorgten sie für das Seelenheil. Aber auch die leibliche Wohlfahrt liessen sie sich angelegen sein. Im Hintergründe tragen einige Mönche einen Kranken, in Kissen gehüllt, auf einer Bahre. Sie sind nämlich auch Ärzte und Krankenpfleger. Auch wo die Krankheit im Hunger besteht, lässt das Kloster keinen ungeheilt von seiner Schwelle gehen; eine Klostersuppe bekommt jeder Hungrige. Im Vordergründe segnet der Abt einen knieenden, reisefertigen Mönch; dieser zieht wahrscheinlich hinaus, um ein neues Kloster zu gründen, oder sonst einen edlen Zweck zu erfüllen. Verschwiegen darf ferner nicht werden, was allerdings nicht auf dem Bilde angedeutet ist, dass nämlich die Klöster sehr viel für Sklavenbefreiung gethan haben; freilich eine sofortige Aufhebung der gesamten Sklaverei hätte eine wirtschaftliche Revolution gegeben, und Revolutionen macht die Kirche nicht. Ferner hatte die Kirche eine ungeheure soziale Bedeutung dadurch, dass sie die Standesunterschiede ausglich. Ein Armer, ja sogar ein Höriger konnte durch Eintritt in den geistlichen Stand bis zu den höchsten Ämtern emporsteigen (Erzbischof, Erzkanzler, ja sogar Papst. Hadrian Iv.). So bildete die Kirche ein ausgleichendes und vermittelndes Bindeglied zwischen den sonst ziemlich schroff geschiedenen Ständen. Wir sehen also, dass thatsächlich die Klöster Ausgangspunkte der Veredelung der Germanen waren. Das begreift auch der Schüler ganz gut und wird im späteren Leben kaum einstimmen in das alberne Pöbelgeschrei, welches in den Klöstern lediglich Verdummungsanstalten sieht und von der Nacht des Mittelalters und ähnlichem faselt. d) Das Lehenswesen und die Erblichkeit der Lehen. Die Erklärung obiger Begriffe im Geschichtsunterrichte ist eine der allerschwierigsten Aufgaben für den Lehrer. Mit der An-
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