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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 160

1900 - München : Oldenbourg
i6o Religiöse Fragen, beiden Fällen war es wieder nur die Staatsgewalt, die von dem oben ausgeführten Staatsgrundrecht Gebrauch machte. Doch selbst wenn diese Greuelthaten auf Rechnung der Konfessionen gesetzt werden müssten, so würde der echte Historiker deswegen immer noch nicht verzweifeln. Weiss er doch, dass man den sittlichen Wert einer Idee nicht beurteilen darf nach den jeweiligen Trägern derselben, und dass auch hier das schöne Wort gilt: » Und ob die Wolke sie verhülle, die Sonne strahlt am Himmelszelte. Wenn auch die Träger der Konfessionen sich befehden, die Konfessionen als solche haben doch das gleiche sittliche Prinzip, und das muss doch immer wieder trotz aller Verdunkelungen zum Durchbruche kommen. Es ist dies das Prinzip der allgemeinen Menschen- und Nächstenliebe, die schönste Blüte der echten Humanität, die, von dem schönen Griechenworte: »Nicht mitzuhassen, mit zu he bene und dem hohen Liede der Liebe, das der Apostel Paulus singt, ausgehend, durch alle Religionen und Konfessionen sich hindurchzieht und erst mit dem vorletzten Menschen erlöschen kann; eigentlich zählen. In Schweden und Dänemark war im 17. Jahrhundert auf Ausübung der katholischen Religion Todesstrafe gesetzt, und kein Geringerer als Gustav Adolf selbst hat diese an mehreren jungen Männern aus diesem Grunde vollziehen lassen. (Baaz, Inventar, eccl. Sueogoth. Lincop., 1642, p. 739). Der sonst so milde Melanch-thon verlangte die Todesstrafe gegen die Wiedertäufer (Corpus Ref. ed. Bret-schneider, Ii, 18, 711! 7i3 u- a-)- Calvin forderte den Herzog von Somerset als Regenten von England auf, die Gegner des neuen Kirchenwesens, besonders die Katholiken, mit dem Schwerte zu vertilgen (epistolae, Genev. 1579, p. 40). Sein Freund Beza verlangte sogar, dass die Antitrinitarier, auch wenn sie widerriefen, hingerichtet werden sollten. (Crenii animadversiones, Xi, 90.) In England wurden von 1660—1685 gegen 25000 Personen wegen der Religion eingekerkert, wovon nach dem Quäker William Penn 5000 umkamen. (Mackintosh, History of the English revolution, p. 158—160.) Die Presbyterianer liessen selbst im freien Amerika viele Katholiken enthaupten, viele Quäker hängen. (Die blue laws von Neu-England. Spalding, Miscellanea, comprising Reviews, Lectures and Essays, p. 355—380.) In Schweden wurde ferner Banier aus Stargard hingerichtet, weil er in der Rechtfertigungslehre nicht rein lutherisch dachte. In Königsberg wurde 1636 Joh. Adelgreiff verbrannt. In Lübeck wurde 1687 Günther wegen socinianischer Ansichten auf das Gutachten der theologischen Fakultät zu Wittenberg hin enthauptet. (Arnolds Kirchenhist. Ii. 643.) In Dänemark wurde noch 1779 katholischen Ordensgeistlichen das Betreten des Landes bei Todesstrafe verboten. (Reuter, Theolog. Repertorium Bd. 70, p. 168). Doch genug! Ziehen wir einen Schleier über diese Verirrungen, die aus der Lehre von der »Omnipotenz der landesherrlichen oder Staatsgewalt« hervorgingen und deshalb, wie gesagt, nicht auf Konto der Religion gesetzt werden dürfen.
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