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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 174

1900 - München : Oldenbourg
174 Nationale P'ragen. dasselbe Ding braucht sich doch nicht mit sich selbst zu vertragen. Nun sind aber deutscher und bayerischer Patriotismus geradezu identisch. Es kann einer kein guter Deutscher sein, ohne zugleich ein guter Bayer, und kein guter Bayer, ohne zugleich ein guter Deutscher zu sein. »Schmückt die Rose sich, schmückt sie auch den Garten«. Gerade dadurch, dass man ein guter Bayer ist, ist man auch ein guter Deutscher. Und das gilt ebenso für alle anderen deutschen Stämme. Bilden sie doch alle ein naturgemäßes Ganze, wie alle Glieder zusammen den Körper. Nun kann nicht jedes Glied Kopf, oder jedes Glied Herz, oder jedes Glied Magen sein. Alle zusammen können sie nicht das Gleiche sein, aber es kann auch keines von ihnen ohne die anderen ein Sonderdasein führen. Blüht, wächst und gedeiht das Ganze, so blühen, wachsen und gedeihen auch die I eile; krankt ein Teil, so müssen wohl oder übel auch die anderen in Mitleidenschaft gezogen werden. Also wozu Gegensätze künstlich herstellen, wo naturgemäfs keine vorhanden sind und auch keine vorhanden sein können? Und doch gibt es Strömungen in unserem Volke, die sich mit dieser selbstverständlichen Thatsache nicht abfinden zu können scheinen, nämlich den falschen Partikularismus und den Ultra-nationalismus. Beide sind gefährliche Extreme, und zwar der eine nach links, der andere nach rechts. Weniger gefährlich, weil bekannter und offenkundiger, ist der falsche Partikularismus. Es gibt nämlich einen doppelten Partikularismus, einen berechtigten und einen unberechtigten und deshalb falschen. Der erstere besteht in dem selbstverständlichen Bestreben, dass der Kopf Kopf, das Herz Herz und der Magen Magen bleiben darf und kann, und nicht alle ein und dasselbe werden. Dass dieses Bestreben berechtigt, ja ,naturnotwendig ist, dürfte so selbstverständlich sein, dass es weiterer Worte nicht bedarf. Der unberechtigte Partikularismus besteht in dem Bestreben der Glieder, ein Sonderdasein zu führen ohne Zusammenhang mit der Gesamtheit und Sonderinteressen zu verfolgen ohne Rücksicht auf die Gesamtheit. Je mächtiger ein Bundesglied ist, desto gefährlicher ist dieser Partikularismus, weil er einflussreicher ist, so dass nach dem Ausspruch eines hierfür gewiss kompetenten Zeugen, nämlich Bismarcks, der gefährlichste Partikularismus der des führenden Staates ist. Dass es in den einzelnen Bundesstaaten Elemente gibt, die der jetzigen Gestaltung der Dinge in Deutschland »kühl bis ans Herz hinan« gegenüberstehen, ja eine eventuelle Rückgängigmachung
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