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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 178

1900 - München : Oldenbourg
i78 Nationale Fragen. erst mit dem »grossen Kurfürsten?« Ist denn alles Andere nur Vorbereitung und Hintergrund dazu? Dem Lesebuch nach sollte man es meinen. Dann erst gewisse Schülerbibliotheken! Wir wollen einmal alle einseitig preussischen Geschichten, Sagen, Fürstenbiographien, Heldendarstellungen, geographische und kulturelle Charakterbilder u. dgl. der Zahl nach vergleichen mit den oben erwähnten allgemein deutschen — um vom Bayerischen ganz abzusehen. Welches Zahlenverhältnis würde da herauskommen? Muss denn da nicht der Schüler ganz von selbst in den Gedanken hineinwachsen, dass Deutsch mit Preussisch identisch sei, und umgekehrt? Wir haben absichtlich, um den sachlichen Charakter unserer Ausführungen zu wahren, alles Persönliche vermieden, können aber eventuell Wort für Wort mit Namen und Thatsachen belegen. Nun gehe jemand her und behaupte, dass das alles unbeabsichtigter Zufall sei, dem erst wir eine bewusste und konsequente Absicht unterschieben! Doch genug! Gehen wir einen Schritt weiter, und wenden wir uns zu dem Verhältnisse zwischen Patriotismus und Dynastie. Man sehe einmal einen Augenblick davon ab, welchen ungeheuren Schaden sich das deutsche Volk durch die Verwirklichung der ultranationalen Pläne selbst zufügen würde; welches ungeheuerliche Unrecht enthielten sie gegen die deutschen Fürsten! Der Deutsche ist monarchisch bis in die Knochen und tauscht mit seinen Fürsten Liebe um Liebe, Treue um Treue. Sind sie doch Fleisch von seinem Fleisch und Blut von seinem blut. Sind sie doch aus dem Volke heraus- und in dasselbe hineingewachsen. Haben sie doch in zahllosen Schlachten Fürstenblut und Fürstengut auf dem Altare des Vaterlandes geopfert. Haben sie doch im »grossen Jahre« durch hochherzigen, freiwilligen Verzicht auf einen 1 eil ihrer Souveränitätsrechte einen »neuen Völkerfrühling« ermöglicht. Soll das ihr Dank sein, dass sie aus Freunden und Bundesbrüdern zu bedeutungslosen Trabanten herabsinken, die von einer alles beherrschenden Zentralsonne Licht, Wärme und Bewegung erhalten? Glauben jene ultranationalen Herren, dass sie dem deutschen Volke die Liebe zu seinen Fürsten aus dem Herzen reifsen können? Glauben sie wirklich, dass z. B. dem Herzen des Bayernvolkes das Kaiserhaus, mit dem wir seit noch nicht 30 Jahren in staatsrechtlicher Beziehung stehen, näher steht als das ehrwürdige Fürsten-
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