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1. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 187

1900 - München : Oldenbourg
Bayerischer und deutscher Patriotismus identisch. I8; dass gerade dieser Fürst auch viel Gut und Blut für das Reich gegen die Türken geopfert hat, und dass es eben überhaupt gewisse Zeiten gegeben hat, wo leider das deutsche Nationalgefühl sich verdunkelt hatte. Dann führt man aber nicht etwa mit heuchlerischer Wehmut bloss Bayernfürsten als Beispiele an, sondern neben ihnen auch andere. Kurfürst Moriz Von Sachsen hat sich rücksichtslos mit Frankreich gegen Kaiser und Reich verbündet und Metz, Toul und Verdun bereitwillig preisgegeben. Der »grosse Kurfürst« war ebenfalls mit Frankreich verbündet, bezog jahrelang Subsidiengelder, wie andere deutsche Fürsten auch, und verhinderte absichtlich die rechtzeitige Wiedereroberung Strassburgs. Friedrich Ii. hat sich nacheinander mit Frankreich, England, Russland und sogar der Türkei gegen Kaiser und Reich verbündet, um der Kaiserin Schlesien abzunehmen, bezw. es zu behalten u. s. w. Wenn aber die genannten Dynastien ihre damalige Handlungsweise durch hochherzige Hingabe an Deutschland längst wieder ausgeglichen haben, so haben das gewiss auch die Wittelsbacher gethan. Man fahre dann also fort: Ludwig I. war gewiss einer der »deutschesten« Fürsten im damaligen Deutschland; schon als Kronprinz hat er fast allein es gewagt, sich dem Zorne des allgewaltigen Korsen auszusetzen. Seine Walhalla ist gewiss kein Zeichen von bayerischem Sondergeiste. König Max Ii. eilte mit todkrankem Körper nach Hause, als die deutsche Frage brennend wurde, und hat somit wenigstens indirekt sein Leben für Deutschland geopfert. Dass Ludwig Ii. durch seine Opferwilligkeit den jetzigen stolzen Bau Alldeutschlands ermöglichte, weiss jedes Kind. Und unser Prinzregent, Bayerns Stolz, und sein Sohn Ludwig, Bayerns Hoffnung, lassen keine Gelegenheit vorübergehen, zu zeigen, dass sie sich von niemandem an kerndeutscher Gesinnung übertreffen lassen. So wird man in der letzten Geschichtsstunde alles zusammenfassen und Herzen und Augen der Schüler auf das Bild dessen lenken, der von jeder Schulwand mild und gütig auf sein heranwachsendes Geschlecht herabsieht, und wird vor dem Bilde desselben die Schüler ins Leben hinaustreten lassen mit dem Mahn-spruche: gute Bayern, gute Deutsche allewege.
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