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1. 1815 - 1861 - S. 6

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
6 5. Aus der Zeit der Demagogenverfolgung aber, der mir die Freiheit wiedergäbe unter der Bedingung, Deutschland zu verlassen, würde ich mich nie verstehen können. (Es ist das nicht eine Anwandlung von übertriebenem Patriotismus . . . Alles, was uns Kation und Heimat gibt, nicht nur Sitte, Lebensansicht, Gedankenkreis, Sprache, auch der deutsche Boden, Winter, Sommer und alles übrige ist mir so nötig wie die Lebenslust, und es wäre ein Selbstmord an mir, wenn ich mich ohne die äußerste Mot davon trennen wollte. Ideder meine Wünsche noch meine Fähigkeiten gehen in dieser Hinsicht weiter als ein Deutscher, ein Stockdeutscher zu sein. Draußen wäre ich ein Klotz, nur in der.heimat kann ich ein Mensch sein. 3. 1827: Ich bewohne eine Stube in den bombenfesten Kellern oder Kasematten, die in die Wälle der (Zitadelle auf einer (Elbinsel hingebaut und sehr naß, kalt und dumpfig sind *) . . . Die Citadelle oder vielmehr einen engen, von der Sonne kaum beschienenen Hof, mit hoher pfahlwand eingezäunt, darf man nicht verlassen, noch weniger auf die Wälle gehen . . . Innerhalb der Citadelle ist aber wenig Gutes; einige (Offiziere haben natürlich anderen Umgang als uns Hochverräter; dann einige Unterbeamte, hundertfünfzig Kettengefangene, meist Räuber und Mörder, ebensoviel zu Zwangsarbeit verurteilte Soldaten und gegen dreißig Staatsgefangene, wozu ich gehöre, meist Leute, zu denen ich in keiner weise passe. Als ich ankam, wurde ich zu einem derselben ins Zimmer gelegt, einem ehemaligen Offizier, der schon wegen Wahnsinn in Ketten gelegen und mit Messern um sich gestochen hatte, später kam er ins Tollhaus. Don diesem trennte man mich, um mich gleich in ein Stübchen von fünfzehn Huß zu einem Postsekretär und einem $orftein» nehmet, welche königliche Kassen bestohlen hatten, zu legen. Später erhielt ich ein Gefängnis allein ... ein nacktes Gewölbe, wo an den Mauersteinen Salpeter dick anschoß und beständig Wasser reichlich niederfloß. Der (Eingang war eine Halltüre, die mir einmal durch meine Unvorsichtigkeit den Arm quetschte. Später erhielt ich ein besseres; jetzt wohne ich in dem fünften, womit ich, mit jenem verglichen, zufrieden bin. Lafapette hat in dem Zimmer neben mir gewohnt. Mit meinen hiesigen Mitschuldigen durfte ich die ersten neun Monate nicht reden. Jetzt sind unser sieben. Auch unser Verhältnis untereinander ist nicht erfreulich, ohne eigentliche Schuld eines (Einzelnen. Das Gefängnis macht sehr reizbar, und auf der anderen Seite läßt man sich zu sehr gehen und wird bei dem ununterbrochenen engen Zusammensein den sonst so nötigen und billigen Zwang müde.2) 1) Seit Ittän 1825 mar er in Magdeburg interniert. 2) (Erft im'rttai 1829 wurde £. begnadiat. (Er hat dann von 1830 ab in (Elberfeld und'soeft als Gymnasiallehrer, in Duisburg als Direktor des dortigen Gymnasiums und von 1841 bis 1873 in Toblenz als Provinzialschulrat eine außerordentlich segensreiche Tätigkeit entfaltet.
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