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1. Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes - S. 24

1913 - Leipzig : Dieterich
die auf Rittergutsboden errichteten aber Gutsdörfer *) oder mittelbare Ortschaften. Jeder Kolonist erhielt gewöhnlich eine Hufe als Eigentum (Hufengut): einen langen, zusammenhängenden Streifen zum Ackerbau geeigneten Landes, ungefähr 765 Ar oder 30 Morgen oder 14 alte sächsische Acker. Dafür zahlte er in den allerseltensten Fällen ein Kaufgeld, sondern er entrichtete nach einigen Jahren völliger Steuerfreiheit einen jährlichen Erbzins: eine bestimmte Abgabe in Naturalien2) (Garben, Vieh, Butter, Käse, Honig, Wachs) und später, als Münzen aufkamen, auch in Geld3). Außerdem leistete der Siedler dem Grundherrn jährlich einige Tage Arbeit (Hofedienste^), Fronen). Entweder waren diese Dienste gemessen, d. h. fest bestimmt, oder ungemessen, also nach Bedarf und Belieben des Herrnhofes zu verrichten. Doch mußte auch bei ungemessenen Fronen dem Pflichtigen Zeit bleiben, seine eigene Wirtschaft besorgen zu können. Waren die Arbeiten mit Pferden auszuführen, so nannte man sie Spanndienste. Solche, die mit der Hand (mit Sichel und Rechen) getan wurden, hießen Handdienste. Die deutschen Ansiedler waren verpflichtet, in der Regel jährlich drei Tage Spanndienste und drei Tage Handdienste zu leisten. Die Naturalleistungen und Fronen waren also eine Art Pachtgeld oder Grundsteuer, und die Hufengüter bedeuteten für den Grundherrn eine Rente, die beim Verkauf eines adeligen Hofes nach dem Ertrag angerechnet wurde. Der Pfarrer eines Kirchspiels erhielt von jedem Hüfner den Zehnten vom Rohertrag der Ernte (Korndezem) und den Blut- und Fleischzehnten, z. B. Zinshühner. Der Landesherr, also der Markgraf, erhob Anspruch auf Baufuhren, Vorspann- und Wachdienste. Im übrigen waren die meißnischen Bauern vollständig *) Auf Klosterboden Klosterdörfer. 2) Auch Sackzinsen oder schlechtweg Zehnten genannt. 3) Die Geldzinsen hießen auch trockene Zinsen. 4) Slavisch: Robote.
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