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1. Oldenburgisches Quellenbuch - S. 26

1904 - Oldenburg : Nonne
— 26 - ertragen hätte. Alles Übel, was Menschen treffen kann, hat mich be= troffen: denn alle Elemente waren wider mich im Aufruhr. Und die opeifen — kaum menschlich sind sie. Du kennst meinen Körper und weißt, daß nur gewählte Speise ihn emporhält. Nun denke dir die Kost in den hiesigen Wirtshäusern! Was sagt' ich, Wirtshäuser? Ställe sind es. Zum Anfang wird dir eine Kanne Dünnbier, das oft von derfrischen Braute noch warm ist, aufgedrungen. Abschlagen darfst du's nicht, oder du läufst Gefahr, aus dem Haufe geworfen zu werden. Da sitzt man denn mit den Fuhrleuten und Schweinetreibern ums Feuer, trinkt, was sie trinken, und bei jedem Trunk reicht man sich feierlich die Hand. ^ndes wird der Tisch gedeckt. Ich lasse das Tischtuch gut sein; meinen Magen lüstet nur nach Speise. Siehe da! das erste Gericht! dicken Speck und roh dazu! O mein armer Magen! Was soll ich machen? Andere Kost fordern, das darf ich nicht.' Schweigend mache ich den Zuschauer und breche einige Munduoll Brod. Doch wäre es nur noch rechtes Brod! Glaube mir, Freund, der Farbe, dem Gewicht und dem ganzen Ansehen nach würdest Du's abschwören, daß es Brod foi- Schwarz ist es und schwer und sauer, eine Masse, vier bis fünf Fuß lang, die ich nicht aufheben kann. Mir fiel Plimus ein. „Armes Volk, das feine Erde brennt!" sagt er von diesem oder einem benachbarten Volke. „Armes Volk, das seine Erde isset!" möcht’ ich sagen. — Doch da kommt der ersehnte zweite Gang, die Hauptschüssel, eine ungeheure Kumme voll braunen Kohls! Einen Finger breit darüberher fließt die Brühe von Schweinefett. Diesen Ambrosia essen meine West-fälinger nicht, sie verschlingen ihn. Mich ekelt er an. Hungrig flüchte ich zu meinem Eßkorbe, ziehe ein paar Rosinen hervor und verzehre sie langsam mit Brod. Man hält sich darüber aus; doch lieber will ich den Wirt samt den Gästen, als die Göttin Hygea erzürnen. Um die Leute zu beruhigen, flüstert mein Bedienter ihnen zu, ich sei unpaß. Das letzte Gericht ist ein Stück Käse, so verdorben, daß er fließt. Aber gerade das halten sie für den Ausbund von Leckerei. So ist's auf dem Lande, nicht viel besser in den Städten. Das Brod ist auch hier dasselbige. Nur pflegen sie einem noch wohl gesalzene und im Winde gedörrte Fische, die aus Norwegen kommen, vorzusetzen. — Und diese Speisen habe ich zu essen, ja zu verdauen gelernt, und komme ich je wieder zu Euch, so werdet Ihr einen Menschen oder vielmehr einen Vogel Strauß sehen, der alles zu verschlingen lernte. So viel vom Tische. Ebenso auserlesen sind die Betten. Längs den Wänden siehst du zu beiden Seiten eine Reihe von Schlafstellen, daneben Kühe, Pferde, Kälber, darüber Hühner, darunter (ich lüge nicht) Schweine. Frage ums Himmelswillen nur nicht nach Kissen und Bettlaken. Unserer Bettler-Decken sind besser und reiner. Acht Tage habe ich meine Kleider nicht vom Leibe gezogen. (Aus der Antwort des oldenburgischen Generalsuperintendenten und Geschichtsschreibers Hermann Hamelmann:) „Weiß er denn nicht, daß die oldenburgischen Grafen von Witte-
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