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1. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 156

1915 - Bonn : Hanstein
156 Als die Revolutionsheere im Jahre 1794 an den Rhein kamen und den Bewohnern die ersehnte Freiheit zu bringen vorgaben, wurden sie vielfach mit Jubel empfangen. Diese Freiheit aber sollte dem Volke teuer zu stehen kommen. Schwere Militärlasten wurden vielfach mit Gewalt erpreßt. Cöln, das damals etwa 43 000 Einwohner zählte, bezahlte bis zum Jahre 1798 über 2 Millionen Francs an barem Gel de ohne die Naturallieferungen. Trier und die umliegenden Orte mußten 3, Coblenz und die Orte auf der rechten Rheinseite gar 4 Millionen Livres aufbringen. Für Schanzarbeiten und zur Feuerung wurden stellenweise die Waldungen völlig vernichtet. Vom Herbst 1794 bis Frühjahr 1796 hat die Bevölkerung zwischen Maas und Rhein durch Kriegssteuern, Plünderungen, Erpressungen und Beitreibung des Truppenbedarfs einen Verlust von etwa 23 Millionen erlitten, wie Mitglieder der Zentralverwaltung in Aachen dem Direktorium in Paris vorrechneten. Die Preise der Lebensmittel stiegen bedeutend. In Bonn kostete 1795 ein Malter Korn 32—36 Gulden (etwa 22—24 Rthlr.), das 7pfündige Schwarzbrot 18 Stüber (1 Gulden = 20 Stüber). Die unverhältnismäßig hohen Preise waren nicht allein in den Kriegskontributionen begründet. Ihr Grund lag vielmehr in der Assignatenwirtschaft, Bereits im Jahre 1789 hatte man infrankreich zur Steuerung der Geldnot die Kirchengüter eingezogen und sie zur Sicherung des neuen Papiergeldes, der Assignaten, verwendet. Da die Assignaten aber in einer Menge ausgegeben wurden, die dem Werte der eingezogenen Güter gar nicht entsprach, so sanken sie bald im Kurs und wurden später völlig wertlos. Vom Ende des Jahres 1794 bis zum August des folgenden Jahres sank ihr Kurswert in Paris von 22 auf 21/2 Prozent des Nennwertes. Dabei zwangen die Franzosen die Bewohner am Rhein, die „Münze der Freiheit“ zum Nennwert in Zahlung zu nehmen. Abgaben aber nahmen sie nur in gangbaren Metallmünzen. So ist es erklärlich, daß im April 1795 in Aachen ein Pfund Zucker 400, ein Pfund Seife 230 Livres in Assignaten kostete. Die Assignatenwirtschaft hat in Verbindung mit den hohen Kriegsabgaben im Rheinlande unermeßliche Werte vernichtet und die Bewohner auf Jahre hinaus wirtschaftlich ruiniert. Dazu kam noch, daß bei der Besitznahme der Rhein-
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