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1. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 168

1915 - Bonn : Hanstein
168 knüpft worden, erfreuliche und nachteilige. Die Sympathien für Frankreich waren zwar durchaus nicht so allgemein, wie vielfach angenommen worden ist, besonders die letzten Jahre hatten durch den fast andauernden Kriegszustand die Unzufriedenheit mit dem Regiment Napoleons und die Sehnsucht nach Frieden geweckt; aber viel jährige Beziehungen hatten doch Verhältnisse geschaffen und Gewohnheiten herausgebildet, deren Abbruch oder Umgestaltung Schwierigkeiten bot. Diejenigen, die im Jahre 1815 im kräftigsten Mannesalter standen, waren in der Franzosenzeit groß geworden, sie waren in die napoleonischen Zustände -mit ihren ruhmreichen Erfolgen hineingewachsen. Der große Umschwung war dann zu rasch gekommen, man konnte sich in ihn noch nicht hineinfühlen. Das erklärt die gemischten Gefühle der Rheinländer beim Übergange an Preußen. Die neue Herrschaft trug für den Rheinländer etwas Fremdartiges an sich. Unbekannt war sie ihm zwar nicht. Am Niederrhein hatte ein schönes Stück Land (Cleve, Geldern, Mörs und Crefeld) bereits seit zwei Jahrhunderten unter brandenburgisch-preußischer Herrschaft gestanden, Aber diese Herrschaft war als streng und nüchtern bekannt. Dazu machten sich auch konfessionelle Verhältnisse geltend: Die Rheinlande waren zum größten Teile katholisch, während Preußen überwiegend dem evangelischen Bekenntnis angehörte. Die Einrichtung der katholisch-theologischen Fakultät an der neugegründeten Bonner Universität (1818) sowie die Neuordnung der katholisch-kirchlichen Verhältnisse (1821) übten eine günstige Wirkung auf die katholischen Rheinländer aus. Der Gegensatz zwischen dem katholischen Rheinlande und dem evangelischen Preußen ist als Hindernis der politischen Verschmelzung der neuen mit den alten Staatsteilen vielfach überschätzt worden. Man war sich zwar des Gegensatzes bewußt. Die Aufklärung des 18. Jahrhunderts und die Toleranz der französischen Zeit hatten aber den konfessionellen Gegensätzen ihren schroffen Charakter genommen. Durch strenge Ordnung, Fleiß und Redlichkeit flößte die preußische Verwaltung schon bald allgemeine Achtung ein, wenn auch von einem innigen Verhältnis noch nicht die Rede sein konnte.
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