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1. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 169

1915 - Bonn : Hanstein
169 Die Französische Revolution hätte die Frage der Teilnahme des Volkes am politischen Leben aufgerollt. Die Stein-Hardenbergischen Reformen waren auch von der Absicht getragen, den Staat auf einen neuen Pfeiler, auf die Teilnahme der Nation, zu stützen, und in den Freiheitskriegen hatte das deutsche Volk seine politische Mündigkeit bewiesen. Während der Verhandlungen des Wiener Kongresses bemühte sich Preußen um die Verleihung der Verfassung an die Völker der verschiedenen deutschen Staaten, und es war wesentlich sein Verdienst, wenn die Bundesakte von 1815 ausdrücklich bestimmte, daß die einzelnen Staaten Verfassungen erhalten sollten. So galt Preußen damals nicht nur als der Staat, der die nationale Wiedergeburt Deutschlands in den Freiheitskriegen begründet hatte, sondern man betrachtete es auch als den Schöpfer der Idee des Verfassungsstaates. Dessen war man sich auch am Rhein bewußt, und dieses Bewußtsein förderte in den politisch regsamen Kreisen den Anschluß des Rheinlandes an Preußen. Bei der Besitznahme versprach der König den Rheinländern, daß sie fortan in dreifacher Weise an der Repräsentation des Volkes teilnehmen sollten: sie sollten Provinzialstände erhalten, sie sollten an der für den ganzen Staat zu schaffenden Volksvertretung teilnehmen, und die Steuern sollten fortan unter Zuziehung des Volkes festgesetzt werden. Die Erfüllung dieser Beschlüsse aber verzögerte die preußische Regierung anfangs, als aber nach der Gründung der Heiligen Allianz (1818) und den Karlsbader Beschlüssen (1819) die Reaktion sieghaft vordrang, verweigerte sie dieselbe. Während die süddeutschen Staaten in den Jahren nach 1815 eine Verfassung erhielten, blieb in Preußen der absolutistische Staat bestehen. Die Verordnung über das Staatsschuldenwesen (17. 1. 1820) und die Einrichtung der Provinziallandtage mit beratender, aber nicht beschließender Stimme (5. 6. 1823) befriedigten die Wünsche des Volkes nicht. Die Verfolgung der Demagogen — auch E. M. Arndt in Bonn wurde seiner Professur entsetzt, und Josef v. Gör-res floh — entfremdete das Volk seinem Könige immer mehr. Die Julirevolution 1830 in Paris gab dem Streben nach politischer Freiheit einen neuen Schwung, und die politische Poesie nährte die Hoffnung auf den kommenden
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