Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bilder aus der sächsischen Geschichte - S. 94

1889 - Leipzig : Veit
94 Die Belagerung Dresdens (1760). 53. Die Belagerung Dresdens (1760). X^er Fabeldichter Christian Fürchtegott Gellert empfing im Sommer 1760 einen Brief von seinem Dresdner Freunde Rabener. In diesem meldete der letztere, welche Schicksale er bei der Belagerung und Beschießung von Dresden erlebte; es steht hier (der Brief ist vom 9. August 1760) u.a.: „Liebster Gellert, Was die Umstände dieser Belagerung betrifft, so will ich von meinen eignen Zufällen etwas melden. Am 14. Juni, mit Anbruch des Tages, fing die Kanonade und das Einwerfen der Haubitzgranaten auf die schrecklichste Art an. Früh um 8 Uhr kam eine solche Granate in mein Zimmer, sie mochte mehr als 30 Pfund wiegen, zerschmetterte die Stube meines Bedienten und zündete. Wir löschten den Brand und machten alle möglichen Anstalten. Weil es aber Granaten und zwölspsündige Kugeln auf mein Haus und die benachbarte Gegend regnete, welches die Absicht haben mochte, das zwanzig Schritte von meiner Wohnung befindliche Pulvermagazin in die Luft zu sprengen, so packte ich meine Sachen, soviel es, ohne Gefahr erschaffen zu werden, anging, zusammen, schaffte sie teils in den Keller, teils in ein Gewölbe und flüchtete abends um acht Uhr nach Neustadt zu Dresden. Aber auch hier fing am 15. die Angst an, und in kurzer Zeit fuhren einige zwölfpfündige Kugeln ins Haus, nahe bei mir vorbei. In dieser Lebensgefahr brachten wir bis Sonnabend (d. i. der 21. Juni) zu, wo die Taunische Armee die Seite von der Neustadt befreite, welches die größte Gnade war, die uns Gott in der Beängstigung erzeigen konnte. Denn eben diesen Tag, besonders um zwölf Uhr mittags, ging das unglückliche Bombardement der Residenz an. Mehr als hundert Bomben fielen in einer Zeit von 3 Stunden auf die Kreuzgasse und Kirche; um zwei Uhr brannte mein Haus, und um vier Uhr wußte ich mein Schicksal. Die Bomben hatten das Gewölbe, wohin wir alle unsre Sachen geschafft hatten, zerschmettert und alles verbrannt; der Keller aber war von den Soldaten, welche löschen sollten, rein ausgeplündert worden. Mein Bedienter, der treuste Mensch von der Welt, hatte sich solange im Hause ausgehalten, bis es anfing einzustürzen, und hatte ein Dutzend solcher Schurken hinausgeprügelt, endlich aber ward er übermannt und fluchtete zu mir nach Neustadt. Vor Ver- gnügen den ehrlichen Kerl, den ich schon für erschossen oder verbrannt hielt, wieder zu sehen, fühlte ich den Schmerz nur halb, den mir die Nachricht von meinem Verluste natürlicher Weise verursachen mußte. Sollte es nicht weh thun, liebster Gellert, zu erfahren, daß alle meine Betten, Kleider, Wäsche, Bücher, Papiere, Schränke und Stühle zu Asche verbrannt wurden? und Sie wissen, wie reichlich mich der Himmel mit allen diesen gesegnet hatte. Gott zum Preise muß ich gestehen, daß ich
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer