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1. Frauengestalten - S. 2

1898 - Wiesbaden : Behrend
verabredet und die Vollziehung auf später anberaumt, d. H. sie ward ihm zum Weibe nur „gelobt". Das Weib des Germanen war nicht nur die Gattin, nicht nur die Herrin des Hauses und Erzieherin der Kinder, sie war auch seine Vertraute und Genossin selbst bei der männlichsten Arbeit. Die Geschenke, welche der Mann ihr zum Gelöbnis gab, waren symbolische Zeichen, daß sie mit ihm über den Heerden walten würde und als seine Begleiterin an der Feldarbeit teilnehmen, ja, daß sie ihm auf dem Kriegspfade folgen würde, in der Schlacht seinen Eifer zu stählen, seine Wunden zu rühmen, nach seinem Tode ihn zu bestatten und vielleicht zu rächen. In diesem Sinne haben die alten Deutschen, und zwar sie allem, den Frauen mit Vorliebe Namen gegeben, welche auf Kampf und Schlacht deuten. Von den Blumennamen der Inder und den Schmucknamen der Griechen, welche Glanz und Schönheit des Weibes bezeichnen, ist unter den Deutschen wenig zu finden. Speerlieb, Kampfwalterin, Wolfstrant, Gerlinde das sind die Namen ihrer Frauen. Bei der Vermählung oder bei dem Vollzüge der obengenannten Rechtshandlung bestaudeu mancherlei symbolische Gebräuche. So wurde der Braut, die bisher ihr Haar frei wachsen lassen durfte — während den Söhnen, so lange sie sich in der Gewalt des Vaters befanden solches nicht erlaubt war — und es in Zöpfen geflochten oder in wallenden Locken herabhing, aufgebunden, wohl zum Zeichen, daß die Freiheit, die sie bisher genossen, nun zu Ende sei. An den Gürtel befestigte man ihr den Schlüsselbund; sie sollte vou nun an die Kisten und Kasten des Mannes in Verwahrung nehmen. Dem Bräutigam wurde vom Vater, Bruder oder Vormund der Braut ein bloßes Schwert überreicht; dadurch wurde augedeutet, daß derselbe fortan ihr Herr und Beschützer sei. Und damit sie sich immer erinnere, daß sie nm Ringe (Geld) ersauft und daß ihr Wandel nach dem Willen des Mannes sich zu richten habe, bekleidete der Bräutigam eilten Finger der Braut mit einem Ringe und ihre Füße mit Schuhen. Zuletzt wurde der Braut noch ein Hammer in den Schoos; gelegt, (die Waffe der Donnergottes) zum Zeichen, daß denjenigen, welcher den Kauf und die Treue brechen würde, der strafende Blitz des Donnergottes treffen sollte, denn die Heiligkeit der Ehe wurde mit der größten Strenge aufrecht erhalten und Untreue der Frau aufs härteste bestraft. Der Mann jagte die untreue Frau, nachdem er sie ihrer Haare beraubt hatte, in Gegenwart ihrer Verwandten aus dem Hause und peitschte sie dnrch den ganzen Ort. Doch kamen Fälle der Untreue so gut wie gar nicht vor. Im Hause war die Frau die Herrin, und sie führte über das ganze Hauswesen die Aufsicht. Unter ihr standen die Knechte und Mägde, denen sie ihre Arbeiten zuwies; sie besorgte mit Hilfe der
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