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1. Frauengestalten - S. 20

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 20 — schlossen. Die Erbgüter Burchards, die sich weithin am Bodensee erstreckten, wurden jedoch der Witwe belassen, außerdem wurde ihr, gegen das Ansehen alter Gewohnheit, der Herzogstitel belassen, welcher sie zur Verweserin einer Anzahl von Klöstern machte. Auf Burg Hohentwiel beschäftigte sich nun Hadwig sehr viel mit den Wissenschaften; sie selbst besaß eine große Anzahl lateinischer nud griechischer Schrifteu und lieh auch dergleichen ans den an litterarischen Schützen so reichen Klöstern von Reichenau »ud St. Gallen, deren Schutzherrin sie war. Die Beschäftigung mit den Musen war ihre liebste Beschäftigung. In St. Gallen, wo man die Wissenschaft aufs eifrigste pflegte, war sie besonders gern, hielt oft Unterredungen mit deu gelehrten Mönchen und war bestrebt, noch mancherlei von ihnen zu lernen. Besonderes Wohlgefallen fand sie an dem gelehrten Mönch Ekkehard, und sie bat sich beim Abt die zwar ungern gewährte Vergünstigung ans, daß Ekkehard mit ihr nach dem Hohentwiel gehen durste, um sie weiter zu unterrichten. Mit ihm las sie nun, doch stets in Gegenwart einer Dienerin, den Virgil. Einst brachte Ekkehard einen jungen Klosterschüler Burkhard mit sich, der vou Hadwig geru Griechisch lernen wollte. Des Knaben Gewandtheit, in zierlichen lateinischen Versen zu sprechen, nahm die Herzogin für ihn ein und so unterrichtete sie ihn gern in der ihr so vertrauten griechischen Sprache. Als er später nach der Klosterschule zurückkehrte, schenkte sie ihm verschiedene wertvolle Bücher. Ekkehard ging später, von Hadiuig empfohlen, an den ihr verwandten kaiserlichen Hos, wo er Kapellan und vertrauter Ratgeber Otto Ii. wurde. (Die Geschichte Ekkehards und Hadwigs bietet in dichterischer Ausgestaltung Viktor Scheffeln Roman „Ekkehard".) Eines Tages, als die Frau Herzogin Langeweile empfand, beschloß sie, den Mönche» in dem weithin berühmten Benebiktinerkloster St. Gallen einen Besuch in ihrer Eigenschaft als Schirmvoigt abzustatten, und schon des anbereu Tages fuhr sie mit ihrer Dienerin Praxebis, ihrem Kämmerer Spazzo und großer Gefolgschaft im lichten Scheine des Frühmorgens über den Bobenfee. Es war Mittagszeit vorüber, schweigeube Ruhe lag über beut Thale. Des heiligen Benebitt Regel orbnete für diese Stnnbe, daß ein jeber sich still auf dem Lager halte. Nur der Wächter auf dem Thorturm - beim eine feste Ringmauer mit Turm und Thor umschloß das Ganze — staub, wie immer, treulich und aufrecht im miitfenburchfununteit Stüblein. Da hörte er durch den nahen Tauneuwalb ein Roßgetrabe; er spitzte fein Ohr nach der Richtung. Acht ober zehn Berittene! sprach er nach prüfenbem Lauschen; er ließ das Fallgatter vom Thor heruieber-raffelu, zog das Brücklein, was über beu Wassergraben führte, auf, langte fein Horn vom Nagel und blies breimal hinein. Im Kloster entftanb nicht geringe Bestürzung; die Herzogin begehrte Einlaß, und
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