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1. Frauengestalten - S. 34

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 34 — Ihrigen zurückkehren zu dürfen; sie hielt ihre Ausgabe für erfüllt; doch man beredete sie, zu bleiben, bis das Reich von den Feinden völlig gesäubert wäre. Zu ihrem Verderben gab sie nach. Wie überall, so fehlte es auch am Hofe des Königs nicht an solchen, welche Johanna um ihrenruhrn beneideten und ihreukriegsplänen entgegentraten; und an dem schwachen Könige fand sie keine wirksame Stütze. Ein Angriff auf Paris, der schon halb geglückt war, wurde durch die Mutlosigkeit des Königs, welcher den Rückzug befahl, vereitelt. Es ist daher naheliegend, daß ihr Herz nicht mehr so freudig wie sonst bei der Sache war, der sie sich geweiht hatte. Bei der Verteidigung der von den Burgundern belagerten Festuug Compiegne, woselbst sie einen kühnen Ausfall gewagt, aber von der feindlichen Übermacht geschlagen und überholt wurde, fiel sie in die Hände der Feinde. Die Burgunder aber lieferten Johanna an ihre Todfeinde, die Engländer aus. Nachdem man die Jungfrau an verschiedenen Orten in schwerer Kerkerhaft gehalten hatte, brachte man sie gefesselt nach Ronen und übergab sie einem französischen Jnqnisitionsgericht unter der Auflage der Hexerei. Sie wurde mit der schnödesten Ungerechtigkeit und mit empörender Grausamkeit behandelt. Johanna, blaß und abgezehrt von den Dualen der Gefangenschaft, stand ihren feindlich gesinnten Richtern wie eine Heilige gegenüber. Ihre Antworten auf die ihr vorgelegten Fragen, die ihr zu Fallstricken werden sollten, waren fest, klug und aufrichtig. Sie wies jeden Gedanken an ein Bündnis mit dem Teufel zurück und erklärte, daß sie einzig und allein ihre Hoffnung auf Gott gefetzt habe. Trotzdem wurde sie am 30. Mai 1431 auf dem Marktplatze zu Rouen als Hexe verbrannt. Weder der leichtsinnige König, dem sie die Krone erhalten, noch die Diener der Kirche, in deren Namen sie gestritten, versuchten etwas zu ihrer Rettung, und es scheint, als ob die Männer Frankreichs aus Scham und Neid, daß eine Jungfrau das Vaterland retten mußte, ihren Untergang nicht ungern sahen. Sie starb glaubensmutig und standhaft unter frommen Gebeten, den Blick auf das Kruzifix gerichtet, das man ihr vorhielt; bis zum letzten Atemzüge blieb sie ein Wunder selbstloser Aufopferung. Und obwohl die Inbrunst ihrer Andacht selbst ihre Feinde zu Thränen rührte, war doch der Fanatismus seitens der Priester so gransaum, ihre Dualen durch ein langsames Feuer absichtlich zu verlängern. So endete die hochherzige Jungfrau, noch nicht zwanzig Jahre alt, auf diese schreckliche Weise ihr Leben. Ihre Asche wurde in die Seine geworfen. Im französischen Volke aber erzählt man sich, daß im Augenblicke ihres Todes eine weiße Taube aus dem Scheiterhaufen gen Himmel geflogen fei. Vierundzwanzig Jahre nach ihrem Hinscheiden wurde mit Einwilligung des Papstes die Sache nochmals untersucht, und nunmehr die Unschuld der Jungfrau erklärt und ihr
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