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1. Frauengestalten - S. 49

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 49 — Reichsacht erklärt worden war, um ihn auf seine Seite zu ziehen und durch allerlei Vorspiegeluugeu unter anderem auch, daß er der Ernestiuischeu Linie wieder zur Kurwürde verhelfen würde, daß für die einzelnen deutschen Fürsten völlige Reichsunmittelbarkeit zu fordern sei it. s. w., zu gewinnen. Elisabeth durchschaute den ränkevollen Grnmbach und warnte ihren Gemahl, doch umsonst. Der Kaiser forderte den Herzog auf, Grnmbach auszuliefern oder mindestens die Unterkunft zu versagen, alles vergebens. Da sprach der Kaiser schließlich auch die Acht über den Herzog aus und übertrug dem Kurfürsten August von Sachsen die Vollstreckung derselben. Dieser war gern dazu bereit. Gotha wurde belagert, schließlich von den Bürgern übergeben, Grum-bach und seine Genossen wurden auf öffentlichem Marktplatze hingerichtet, der Herzog wurde in die Gefangenschaft geführt und alle seine Besitzungen gingen an seinen Bruder Johann Wilhelm über. Die vier Ämter Arushaugk, Ziegenrück, Weida und Sachsenburg (Neustädter Kreis) erhielt der Kurfürst von Sachsen als Kriegsentschädigung. So stand nun Elisabeth da, getrennt vom Gatten, der nach Österreich gebracht, dort schwere Kerkerhaft erduldete, losgerissen von Land und Leuten, eine hilflose Wittwe mit zwei unmündigen Kindern, denen ihr Erbteil entrissen war, entblößt von Geld und Gut, von ihren Kleinodien, die ihr jetzt hätten Hilfsmittel gewähren können, von fürstlicher Höhe herabgestürzt in bittere Armut, ohne einen Zufluchtsort, wo sie sich bergen konnte, die Gattin eines von Kaiser und Reich Geächteten, der kein Recht, keine Freiheit, kein Land, kein Gut mehr hatte, der selbst einem schimpflichen Tode verfallen konnte! — Als man nach Gothas Fall den Herzog abführen wollte, da warf sich, vom Schmerz überwältigt, das unglückliche Weib an feine Brust und umklammerte ihn mit ihren Armen: „Laßt mich meines Gemahls Los und Schicksal teilen!" ries sie verzweifelnd ans. Die Jammer-töne schnitten selbst durch die rohesten Herzen, aber auf das von Haß und Groll umpanzerte Herz des Siegers machten sie keinen Eindruck; er winkte und mit Gewalt wurde das unglückliche Weib von der Brust des Gemahls weggerissen. In Gotha konnte Elisabeth nicht bleiben, die Sieger litten es nicht, sie wandte sich nach Eisenach und dann nach Weimar, wo die Mutter ihres gefangenen Gemahls die Knrfürstin Sibylla weilte; auch ihre Schwester, welche die Gemahlin des Herzogs Johann Wilhelm geworden war, lebte hier. Sie fand freundliche Aufnahme, hatte doch die edle Großmutter ihrer Kinder vor zwanzig Jahren ein Gleiches erleben müssen. Hier verwandte nun Elisabeth die größte Sorge auf die Erziehung ihrer Kinder. Ihr Schwager freilich, der Herzog Johann Wilhelm, nahm sich ihrer wenig an; er befürchtete einesteils, den Haß des Kurfürsten August von Sachsen auf sich zu lenken, Mittenzw ey, Frauengestalten. 4
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