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1. Frauengestalten - S. 50

1898 - Wiesbaden : Behrend
- 50 — andernteils, das Land seines Bruders, das er bekommen hatte, wieder hergeben zu müssen, denn Elisabeth war ja fortgesetzt bemüht, die kaiserliche Gnade für Gemahl und Kinder wieder zu erlangen. Elisabeth wandte sich wiederholt an den Kaiser, sie wußte verschiedene Reichsfürsten zur Fürbitte für ihren Gemahl zu bewegen, schließlich that sie einen Fußfall vor dem Kaiser, nur um ihrem Gemahl die Freiheit zu verschaffen. Der Kaiser gab den Söhnen Elisabeths das väterliche Erbe zurück, so sehr sich auch Herzog Johann Wilhelm von Weimar dem widersetzte, doch die Kerkerthüren öffneten sich dem Gefangenen nicht. Sie wandte sich nun an den Kurfürst vou Sachsen, denn daß dieser ein gewaltiges Hindernis der Befreiung ihres Gatten sei, unterlag keinem Zweifel, doch alle Bemühungen waren bei dem starren Kurfürsten gleichfalls erfolglos, alles war vergeblich. Da machte sich Elisabeth auf, es war im Juni 1572, ihren bedauernswürdigen Gemahl in Neustadt bei Wien, wo er gefangen gehalten wurde, aufzusuchen, ihm sein trauriges Los zu erleichtern und die Kerkerhaft mit ihm zu teilen. Sie war erst zweiunddreißig Jahre alt, als sie sich iu deu dunklen Kerkermauern begrub, und zweiundzwanzig Jahre laug h'ielt sie in der Gefangenschaft aus, ohne Ungeduld, ohne Sehnsucht nach der Außenwelt — ihre beiden Söhne waren der mütterlichen Pflege schon mehr entwachsen. Und diese Gefangenschaft war hart, sehr hart. Der Kaiser machte es sich leicht mit dem armen Gefangenen. Dieser mußte sich, mochte er sich befinden, wo er wollte, selbst versorgen; er mußte selbst einen Hauptmann und dreißig Soldaten, die ihn bewachten, unterhalten und bezahlen und war doch in feinen Mitteln so beschränkt. Er erhielt anfangs zwar Vorschüsse, doch da durch die Länge der Jahre die Schuldenlast bis auf süufuudvierzigtauseud Gülden angewachsen war, für die damalige Zeit eine ganz ungeheuere Summe, und man nicht weiter borgte, so kam es soweit, daß das unglückliche Fnrftenpaar oft kaum das trockene Brot hatte. Welcher Kummer, welche Not! Elisabeth versuchte zwar nach allen Richtungen das Werk der Befreiung, das sie sich als Lebensaufgabe gestellt hatte, doch umsonst. Wiederholt tauchte ein Schein von Hoffnung aus, so als (1584) der Kurfürst August vou Sachsen seine jüngste Tochter mit dem Sohne der Elisabeth und ihres Gemahls verlobte, ferner als (1586) der Kurfürst August und früher schon (1576) der Kaiser Maximilian Ii. mit Tode abgingen, doch der kaiserliche Nachfolger Rudolf Ii., von welchem Elisabeth einen Gnadenakt erwartete, kümmerte sich wenig uni das Flehen einer armen Frau für ihren Gatten, er ging seinen Liebhabereien nach und lebte alle Tage herrlich und in Frenden. -Während der Gefangenschaft starb der älteste Sohn, ohne daß die Eltern ihn noch einmal gesehen hatten, denn mit unbegreiflicher Hart-
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