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1. Frauengestalten - S. 117

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 117 — Tief beugt die Last sie nieder, die auf dem Nacken ruht, Sie tragen ihren Ehherru, das ist ihr liebstes Gut. „Halt an die argen Weiber!" ruft drohend mancher Wicht. — Der Kanzler spricht bedeutsam: „Das war die Meinung nicht." Da hat, wie er's vernommen, der fromme Herr gelacht: „Und war es nicht die Meinung, sie Habens gut gemacht; Gesprochen ist gesprochen, das Königswort besteht, Und zwar von keinem Kanzler zerdeutelt und zerdreht." So war das Gold der Krone wohl rein und nnentweiht, Die Sage schallt herüber aus halbvergess'ner Zeit, Im Jahr elfhundertvierzig, wie ich's verzeichnet fand, Galt Königswort noch heilig im deutsche» Vaterland! 33. Rudolf von Habsburg und die Bäckersfrau. Rudolf von Habsbnrg ging meistens sehr unansehnlich gekleidet und hatte deshalb manches Abenteuer. Er verzieh aber gern die Beleidigungen, die ihm unter solchen Umständen nur zu leicht widerfuhren. Einst war sein Hoflager vor Mainz, als plötzlich Kälte eintrat, die dem alten Manne von siebenzig Jahren sehr beschwerlich fiel. Da ging er ganz allein in die Stadt und sah in einem Bäcker-hanse einen Haufen glühende Kohlen, der eben aus dem Ofen gezogen war. Um sich an diesen Kohlen zu erwärmen, tritt er treuherzig ein, aber die Bäckersfrau fährt ihn mit groben Worten an und will ihn fortjagen. „Seid nicht so zornig, liebe Frau," sagte Rudolf mit sanfter Stimme, „ich bin ein guter, alter Landsknecht, hab' nicht viel und muß es mitnehmen, so gut mirs kommt." — „Ei, was," keifte das Weib, „troll Dich zu Deinem Bettelkönig. Es geschieht Euch allen recht. Ihr saugt ja doch nur das Land aus und nehmet den armen Leuten die Nahrung." — „Was hat Euch denn der arme König gethan, daß Ihr ihm so gram seid?" — „Was," schrie das Weib, „zieht er nicht von Stadt zu Stadt und liegt den armen Bürgern zur Last mit seinem großen Troß? Und nun sag' ich Dir, mach, daß Du fortkommst, oder — —". Er wollte noch einmal die Güte versuchen, aber das boshafte Weib goß ihm einen Kübel Wasser über den Leib, und hätte er nun auch nicht wie ein Pudel getrieft, so mußte ihn schon der erstickende Qualm verjagen, der in dem Augenblicke aus dem Kohlenhaufen aufstieg. Er ging still zu den ©einigen und sagte nichts. Bei Tische gab er einem Diener eine Flasche Wein und eine Schüssel voll des besten Essens und sagte ihm: „Trag' das zu der Bäckersfrau und sag’ ihr, das schicke ihr der alte Landsknecht von heute morgen, und er lasse sich
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