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1. Frauengestalten - S. 145

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 145 — allem, was zu ihrem leiblichen und geistigen Wohle unumgänglich nötig. Dazu war aber eine große Anzahl von Gehülfinnen erforderlich, und diese Gehülfinnen waren schwer aufzutreiben. Mißversuche entmutigten Amalie keineswegs, und sie ruhte nicht, bis eine Anzahl von zunächst zwölf gewonnen war. Auch einige Ärzte erboten sich aus freiem Willen zu liebesthätiger Mitarbeit, und so wurden die Distrikte verteilt. Das begonnene Werk gedieh fröhlich, immer mehr Helferinnen und Ärzte sagten ihre Teilnahme zu; und die Berichte, welche Amalie alljährlich über die Thätigkeit ihres Vereins herausgab, wurden nicht nur von den Hamburgern begierig gelesen, sondern der Ruf dieses Vereins drang tief hinein in das deutsche Vaterland und regte viele Städte an, ein Gleiches zu thun: Bremen, Berlin, Leipzig, Magdeburg, Kopenhagen luden Amalie ein, mit Rat und That ihnen bei der „Gründung von Frauenvereinen" behilflich zu sein. Die Königin von Dänemark kam als Kronprinzessin selbst nach Hamburg und nahm ihre Vereinsthätigkeit in Augenschein. Amalie richtete auch in Kopenhagen selbst einen Frauenverein ein und leitete mit den dortigen Frauen die ersten Besuche bei den Armen und Kranken. In den späteren Jahren verlebte auch Amalie manchen Sommer einige Wochen auf Schloß „Sorgenfrei" bei der hohen Frau, von welcher sie so hoch geschätzt und geehrt wurde. Auch die Königin von Preußen, Elisabeth, ließ sie zu sich bitten und besuchte sie. Amalie Sieveking hat eine ungeheuere Thätigkeit entfaltet, und sie teilte ihre Zeit unter die Vereinsarbeiten und den Unterricht ihrer Schülerinnen, denn mit dem „Amalienstift" (dasselbe enthielt 24 Wohnungen für arme Familien) war eine Art Erzieherinnen-Seminar verbunden, an welchem sie selbst unterrichtete. Trotzdem gab es nicht selten Tage in der Woche, wo sie sich kaum Zeit zum Mittagsessen nahm, oder nur im Stehen ein wenig Buttermilch mit trockenem Brötchen verzehrte, an sich dachte sie meist zuletzt. Nachstehender Auszug aus einem Briefe (vom Jahre 1837) an ihre Erzieherin, in welchem sie ihr Tagewerk an einigen Wochentagen beschreibt, giebt uns ein Bild ihrer aufopfernden Thätigkeit. Sie schreibt: „Am Dienstag stehe ich um halb fünf Uhr auf und habe dann bis 6 Uhr für die Kinder zu arbeiten. Das Morgenfrühstück wird bei der Arbeit eingenommen. Um 6 Uhr gehe ich zur Stadt und komme etwa ein viertel nach 7 Uhr im Stadthause (der Ort ihrer Vereinsversammlnngen) an. Hier warten schon Arme auf mich, bisweilen wohl zwanzig und darüber, die mich zu sprechen begehren. Das dauert fast bis halb 9 Uhr, wo ich dann nach unserem Hause gehe, die dort an mich eingegangenen Briese und Billette und dergleichen durchsehe, noch einiges auf den Unterricht vorbereite, und wenn die Zeit sich findet, auch noch vor den Stunden einen Gang Mittenzwey, Frauengestalten. 10
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