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1. Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 108

1912 - Langensalza : Beltz
— 108 — ein jeder schöpfte daraus, soviel ihm beliebte, da und dort kam ein kunstgeformter Kelch als Trinkgefäß zum Vorschein. Huch dem heribald brach- ten sie roeins die Hülle und Fülle. Wie er stillvergnügt daran nippte, flog ihm ein halb genagter Knochen an den Kopf; er schaute schmerzlich auf, aber er schaute, daß noch manchen der Schmausenden ein gleiches Schicksal ereilte. Sich mit Knochen werfen, war hunnischer Brauch anstatt eines Nachtisches. Weinwarm begannen sie darauf ein ungefüges Singen. Zwei der jüngeren Reitersmänner trugen ein altes Lied zum preis des Königs Etzel vor. Wie (Eulengeschrei und Unkenruf klang der Chorus,- dann traten _ etliche auf heribald zu und machten ihm deutlich, daß auch von ihm ein (Besang verlangt werde. (Er wollte sich weigern; es half nichts. Da stimmte er ernst und mit schier weinender Stimme ein Lied zu (Ehren des heiligen Kreuzes an. Staunend horchten die Trunkenen den langen ganzen Tönen des alten Kirchengesangs; wie eine Stimme aus der Wüste klang die fremde Weise. Der Jubel ging zu (Ende; der Wein war verbraucht. Da gebot der Führer, die Toten zu verbrennen. 3n eines Augenblicks Schnelle saß der Schwarm zu Rosse; in Reih und Glied ritten sie zum Scheiterhaufen. Dom Ältesten der Hunnen wurden der Toten Pferde erstochen und zu ihrer Herren Leichen gelegt; einen schauerlichen Weihespruch rief der greise Hunne über die versammelten; dann schwang er den Feuerbrand und entzündete den Holzstoß. Tannenscheiter, Handschriften und Leichname wetteiferten in prasselndem Rufflammen; eine mächtige Rauchsäule stieg gegen den Himmel, mit Ringkampf, Waffenspiel und Wettrennen ward der Toten Gedächtnis gefeiert. Die Sonne neigte sich zum Untergang. Die Hunnenschar ver- blieb die Rächt im Kloster. D. v. Scheffel. Ekkehard, Stuttgart 1908. (Gekürzt.) 46. Die Ungarnschlacht. Karfreitagmorgen war angebrochen. Des (Erlösers Todestag ward heute auf dem hohentrviel nicht in der stillen Weise begangen, wie es der Kirche Vorschrift heischte. Roch in später Rächt hatte man Kriegsrat gehalten und war eins geworden, den Hunnen entgegenzurücken und sie in offenem Feldstreit zu bestehen. Trüb ging die Sonne auf, bald war sie wieder verhüllt. Sturmwind zog übers Land und jagte das Gewölk, daß es sich über den fernen Bodensee niedersenkte, als wenn Wasser und Luft eins werden wollten. Dann und wann schlug ein Sonnenstrahl durch: es war des Frühlings noch unentschiedener Kampf mit des Winters Gewalten. Die Männer hatten sich vom Lager erhoben und rüsteten zu des ernsten Tages Arbeit. (Es war die siebente Stunde des Morgens, da hielten sie im Hof von hohentrviel den Gottesdienst vor dem Ruszug. Unter der Linde war der Rltar aufgeschlagen, die geflüchteten Heiligtümer standen drauf zum Trost der Gläubigen. Der Hof erfüllte sich mit (Bewaffneten, Mann an Mann standen die Rotten der Streiter. Wie dumpf Gewitterrollen tönte der Gesang der Mönche zum (Eingang. Darnach trat Ekkehard auf die Stufen des Rltars; bewegt glitt sein Rüge über die Häupter der versammelten, dann las er das (Evangelium vom Leiden und Tod des (Erlösers. (Er küßte das Buch und gab’s dem Diakon, daß er’s zurücklege auf das
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