Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Aus der deutschen, besonders brandenburg-preußischen Geschichte vom Anfange des 16. Jahrhunderts bis zur Auflösung des römisch-deutschen Reiches - S. 96

1912 - Langensalza : Beltz
— 96 — lieferung nicht ab. 3m Jahre 1715 baute er den „Lustgarten" in einer Weise um, die die Bürger über den Geist der neuen Herrschaft nicht im Zweifel lassen konnte. Der Große Kurfürst hatte hier einen Garten modischen Geschmacks anlegen lassen. Der Garten hatte drei Teile, deren mittlerer um sieben Stufen (tiefer lag als die beiden anderen. Für das Malerische einer solchen Anordnung hatte Friedrich Wilhelm keinen Zinn, ebenso wenig für die fremdartigen pflanzen, die Laubengänge und Springbrunnen der Anlagen. (Er lieft das Terrain durch (Erdaufschüttungen nivellieren, die Bäume wurden gefällt und die Statuen beiseite geschafft. Hoch einmal wurde der also verwüstete Platz durch wahre Dünen weißer Sandmassen geglättet, und — der ,,Umbau" war fertig: aus dem Lustgarten war ein Exerzierplatz geworden. Friedrich Wilhelm ist dem künstlerischen Programm, das er in der Umgestaltung des Lustgartens gab, zeitlebens treu geblieben. Wohl ließ er einige Kirchen bauen, er führte auch — aus Pietät gegen feinen Vater — den Schloßbau zu (Ende, aber das ist auch alles, was er für die Architektur im künstlerischen Sinne tat. Es war zu viel Geld ausgegeben worden, es würde noch viel ausgegeben werden — es hieß sparsam sein. So gering indessen sein Interesse an den neuen Prachtbauten war, ein so leidenschaftlicher Architekt war er doch, wo es sich um (Errichtung nüchterner Wohnhäuser handelte. Nie ist in Berlin im Verhältnis so viel gebaut worden als unter der Regierung Friedrich Wilhelms. Der Zuzug nach der Residenz steigerte sich in seiner Regierungszeit ganz ungewöhnlich (die Bevölkerungsziffer betrug in seinem Todesjahre 90 000), aber der Anbau übertraf doch immer noch die Nachfrage. (Es heißt, daß der König die Absicht gehabt habe, Berlin in den Stand zu setzen, nötigenfalls das ganze Heer mühelos in seinen Mauern aufzunehmen. Dieses Heer war allmählich zu einer Kopfzahl von 30 000 angewachsen. Da genügte denn freilich nicht das alte Stadtgebiet, das der Große Kurfürst mit seinen so weit gezogenen Mauern abgesteckt hatte, und (Erweiterungsbauten größten Stiles wurden notwendig. 3n den ersten Jahren beschränkte Friedrich Wilhelm sich auf den Ausbau der von seinem Vater angelegten Friedrichsstadt (ihre Grenzen lagen in der Gegend der heutigen Mauer- und Junkerstraße). 3m Jahre 1725 besaß diese Stadt oder vielmehr — nach Friedrichs I. Reform — dieser Stadtteil neben 719 Häusern noch 149 freie Baustellen. Diese Lücken galt es zunächst auszufüllen. Schon 1732 war dieses Werk vollendet, und nun begannen die (Erweiterungsbauten. Die alten Festungsmauern der köllnischen Seite wurden niedergelegt, und in weiterem Umkreis die Mauer errichtet, die noch bis in die Mitte unseres Jahrhunderts das westliche Berlin umgab. Die neue Mauer hatte weder Bastionen noch Wassergräben. Diese scheinbare Vernachlässigung der Fortifikation entsprang einer tiefen Einsicht des Königs in die Entwicklung der Kriegsführung. — Das architektonische Bild, das Berlin nach Friedrich Wilhelms Willen bieten sollte, war an Abwechslung nicht eben reich. Große Plätze lagen überall im Mittelpunkt. Aber solch ein Platz, wenn er ganz im Geschmacke Friedrich Wilhelms war, sah einem Kasernenhof verzweifelt ähnlich. nüchterne, kasernenmäßig einfache Häuser umstanden seine sandige
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer