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1. Aus der deutschen, besonders brandenburg-preußischen Geschichte vom Anfange des 16. Jahrhunderts bis zur Auflösung des römisch-deutschen Reiches - S. 127

1912 - Langensalza : Beltz
— 127 — Der Pfarrer von Blumberg gibt mehr einen Bericht von seinen persönlichen Erlebnissen. In den drei Dörfern seiner parochie Blumbergr Kammin und Batzlow rasteten die Russen auf ihrem Vormarsch nach Zorn-dorf. Hm 13. Hugust früh um 7 Uhr erschienen die Russen in Blumberg. Der (Drtspfarrer Ludlius empfing sie im priesterlichen Ornat. (Es waren diese Völker, schreibt er, die Hvant-Guarde, welche aus Kosaken mit ihren fürchterlichen Spielen, Husaren und Dragonern bestanden. Me der erste starke Zug durch war, so fingen wir unsern Gottesdienst an, und als ich die Kanzel betreten hatte, so kam ein russischer Offizier angesprengt und ließ den Küster rufen, daß er mir hinterbringen sollte, ich möchte die Zuhörer nach Hause gehen lassen, sonst dürften die Häuser geplündert und in Brand gesteckt werden. Die Zuhörer liefen hinaus, wenige blieben aber noch zurück und empfingen die heilige Kommunion; aber Gott weiß am besten, wie eines jeden Hngst gewesen. Hm Tage der bataille kam der fatale periodus vor Kamin, Batzlow und Blumberg, nachmittags kamen vier Kosaken in mein Haus und forderten Penusche, d. i. Geld. Ich gab ihnen einen Reichstaler; der eine aber gab mir mit dem Karbatschenstiel gleich Hiebe und Schläge auf den Kopf, daß das Blut herabfloß. Hach einer halben Stunde kamen andere und forderten Vino, d. i. Branntwein. Ich sagte: Niemasch, ingleichen Zewivoscherüwatti, d. i. es ist nichts vorhanden, es ist schon alles ausfouragiert. Darauf schlugen sie mit der Knute, der eine aber fuchtelte mich mit dem Säbel. Darauf mußte ich die Kirche ausschließen, in welcher der eine Spitzbube mit der Flinte mich in die Seite stieß, und da sie nichts fanden, so bekam ich wieder die Knute und die bloßen Säbelhiebe und Stöße vor die Brust, die mich lange geschmerzt haben. Nach einer Stunde kam ein troup von sechzehn Kosaken, deren der eine mich gleich beim linken Hrm faßte und so mit starken Faustschlägen in den Schlaf traktierte, daß ich hätte sinken mögen." Nachdem der Pfarrer, seine Frau und seine beiden Kinder bis aufs Hemd ausgeplündert waren, flüchteten sie und irrten zwei Tage in den dichten Wäldern umher, bis sie endlich vom Hunger getrieben in der Kammer Mühle vorsprachen. Huch dahin kommen die Kosaken und rauben alles, was sie erreichen können, wieder muß die Pfarrerfamilie in den Idalö fliehen. Dort machen sie sich ein £ager von Moos in einer verlassenen Hütte. „Hier lagen wir," berichtet Ludlius weiter, „wie die Dachse in der größten Hngst, weil das kosakische Mördergeschmeiße um uns herumritt und schoß und also die geschüchterten Menschen wie das Wild ausspionierten, um sie ihrer Habseligkeiten und ihres Lebens zu berauben. Hus meinem Kirchspiel sind sechzehn Personen auf der Stelle massakriert, die sie totgeschossen, gestochen und meinem Knecht den Kopf abgehauen haben. Solche Grausamkeiten haben diese Bösewichter ohne Scheu ausgeübt. Nun war es Zeit uns gänzlich zu retirieren. Wir gingen also Dienstags frühe vor Tage um drei Uhr aus der Mühle fort und kamen in einer Karawane von mehr als hundert Personen, die sich auf dem Marsche zu uns versammelt hatten, nach dem Städtchen Neuen Thamm (Neudamm), 2 Meilen von der Mühle, um 9 Uhr zu Fuße an. Freundlich werden die Flüchtlinge aufgenommen, mit Speise und Kleidung versorgt und durch den Bader verbunden. Rls in Neudamm die Nachricht einlief, daß Blumberg von den Russen geräumt sei und Friedrich
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