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1. Aus der deutschen Geschichte vom Beginne des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - S. 81

1912 - Langensalza : Beltz
— 81 — Der Mann wiederholt, in die Ferne starrend: „Ja, wie in Ägypten." „Waren Herr General dabei?" „Jawohl, mein Herr," lächelt jener obenhin. „Ich bin ein alter Ägypter." „Ach!" seufzt der Leutnant, „Ich wollt', wir hätten hier etwas Wüstenhitze." „Meinen Sie? Hm, mein Freund, und dort würden Sie nach Rußlands Schneefeldern seufzen. Man muß der Natur ein Schnippchen schlagen. Was mich betrifft,... ich habe mich nie wohler befunden." „Dann sind Herr General der einzige in der ganzen Armee." „Wohl möglich, daß ich der einzige bin." „Mit Ausnahme des Kaisers. Der sab an der Beresina so heiter und blühend aus, als verjünge ihn die Gefahr. Weiß Teufel, der hat den Teufel im Leibe!" platzte er heraus. „Hat er? — Adieu, mein Braver!" Er ruft zur Tür hinaus: „Schlitten vor!" „Sie wollen schon weiter, mein General?" „Habe keine Zeit zu ruhen. Auch ist es eine schöne Nacbt, klar und still." „Aber kalt ~.. brr! Ich beneide Sie nicht, mein General." Der Mann antwortet nicht und starrt hinaus. Das Klingeln der Schellen eines Schlittens ertönt. Halblaut murmelt er vor sich hin: „Weiß, alles weiß... die Erde war so rot an der Moskwa, so rot an der Beresina... alles verwischt, alles versteckt unter der weißen Decke. Einsam mit der Natur allein, die uns anstarrt... ein Medusengesicht von Marmor... wie einst auf dem St. Bernhard unter Schnee und Eis... einst hoch oben auf Alpenhöh', heute tief unten in eisiger Steppe " Leutnant plötzlich, respektvoll Hand am Tschako: „Ah, Pardon, mein General... soll ich nicht doch den Herrn Major wecken'?" „Nein. — Sie scheinen decouragiert, mein Freund." „Eine harte Campagne, das weiß Gott. Noch in Jahrhunderten wird man erzählen vom Rückzug der Großen Armee." „Die sich ruhmvoll schlug bis zuletzt, mein Herr, ich bitte mir's aus," blitzt der Vermummte ihn an. „Was wollen Sie! Wir haben einige Unfälle erlitten. Besonders die Pferde... nun ja, auf Eis geht sich's schlecht." „Alle Kavallerieoffiziere, den König von Neapel an der Spitze bilden ja jetzt eine heilige Schar zu Fuß. Ein Anblick zum Erbarmen! „Bah, es fehlt den Pferden an Patriotismus. Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt. — Der Winter war gar nicht so hart. Das Wetter fängt an wunderschön zu werden." „Na!" macht der Leutnant entsetzt. „Überhaupt... unsere Verluste sind gering. Die der Russen sind 2rtr‘r Fan sie geschlagen, diese Barbaren, daß sie sich nie mehr blicken la^en. An der Beresina erfochten wir doch einen glänzenden Sieg. — Sie scheinen zu zweifeln, mein Herr Leutnant? Sie werden sehen, wir werden jetzt Winterquartiere beziehen.,, „Im Schnee?" wagte jener halblaut zu bemerken. *n dolen die Reserven an sich ziehen und 50 000 pol» ntsche Kosaken ausheben. — Adieu, adieu. Werde das Nötige ver- Rickol, Bilder und Geschichten. Iii.
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